19.02.2019

Die Hauptwerke

Nachfolgend werden die Hauptwerke des Ägyptischen Museums in der Reihenfolge des Besucherrundgangs gelistet.

Kunst und Form

Würfelstatue des Bekenchons

Die Inschriften auf der Vorderseite, der Rückenplatte und dem Sockel der Figur enthalten einen berühmten biographischen Text. Er schildert die Laufbahn des Bekenchons von seiner Schulzeit bis zum Amt des Hohenpriesters des Amun von Karnak zur Zeit Ramses‘ II. Die Statue selbst ist jedoch einer früheren Epoche zuzuordnen: Das Gesicht – im Bereich der Augen unfertig geblieben – gehört stilistisch in die Epoche der Nachamarnazeit. In einem bewußten historischen Rückgriff hat Bekenchons diese Statue (zu der es ein Pendant in Kairo gibt) rund 80 Jahre später wiederverwendet und mit seiner biographischen Inschrift versehen lassen.

Würfelstatue des Bekenchons© SMÄK, M. Franke

Kalkstein; Theben
Neues Reich, 18. Dynastie, um 1290 v.Chr. (Zeit des Haremhab) Inschriften: 19. Dynastie, um 1210 v.Chr. (Zeit Ramses‘ II.) München, Gl. WAF 38

Porträtkopf Sesostris III.

Ein großes Thema der Kunst des Mittleren Reiches ist das Individualporträt. Die Bildnisse von Sesostris III. lassen sich verschiedenen Porträttypen zuordnen, die unterschiedliche Altersstufen zeigen. In der konzentrierten, beherrschten Kraft dieses Kopfes ist der Machtanspruch des Pharao formuliert, kommt aber auch eine nur mühsam gebändigte, aggressive Ungeduld des jungen Königs zum Ausdruck.

Porträtkopf Sesostris III.© SMÄK, M. Franke

Granit
Mittleres Reich, 12. Dyn., um 1870 v. Chr. München ÄS 7110

Porträtkopf Pa-Ramessu

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst zeigt in Werken aus vier Jahrtausenden die einzigartige Kontinuität der altägyptischen Kunst. Ihr ist der erste Skulpturensaal mit seinem Thema „Kunst und Form“ gewidmet.
Einen tiefen Einschnitt in diesem Gesamtbild markiert um 1350 v. Chr. die Revolution von oben, die Amenophis IV:-Echnaton mit seiner Vision eines monotheistischen Gottesbildes auslöst. Als Ägypten nach wenigen Jahrzehnten zur Tradition zurückkehrt, stehen die Künstler vor der Herausforderung, die neu erfahrene Freiheit mit den klassischen Kunstformen zu verbinden.

Eine Gruppe von drei Porträtköpfen aus dunklen Hartgesteinen demonstriert im Ägyptischen Museum in München die Vielschichtigkeit des Kunstschaffens dieser Unbruchzeit. Sie stellen Protagonisten des politischen Lebens unter und nach Echnaton dar.

Porträtkopf Pa-Ramessu© SMÄK, M. Franke

Granit
Höhe 24 cm
Neues Reich, Späte 18. Dynastie, um 1300 v. Chr.
Aus der Sammlung Maurice Nahman, Kairo; vente publique Hôtel Drouot, Paris, 26-27 Février 1953


Durch die Leihgabe eines von der Ernst von Siemens Kunststiftung erworbenen Statuenkopfes aus Granit tritt in diesen exklusiven Kreis eine historische Persönlichkeit, die einer ganzen Epoche ihren Namen gegeben hat. Mit seinen sensiblen Gesichtszügen ist der Porträtkopf stilistisch in die Zeit des Haremhab, des letzten Königs der 18. Dynastie (1320-1292 v. Chr.) zu datieren. Ein Detail am Nacken der Skulptur, eine Gewandschließe, weist den Dargestellten als Wesir aus. Unter Haremhab bekleidete Pa-Ramessu dieses Amt des Stellvertreters des Pharao. In Stil und Tracht dem Granitkopf vergleichbare Statuen des Pa-Ramessu sind im Tempel von Karnak gefunden worden.

Nach dem Tod des Haremhab, des letzten Königs der 18. Dynastie, besteigt Pa-Ramessu um 1291 v. Chr. als Ramses I. den Thron der Pharaonen und wird damit zum Stammvater der Ramessiden der 19. und 20. Dynastie. Sein Sohn Sethos I. und sein Enkel Ramses II, „der Große“, prägen mit ihren Tempelbauten in Abydos, Karnak, Luxor, Theben-West und Abusimbel noch heute das Bild des alten Ägypten.

Durch die Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung erhält das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst nicht nur ein exemplarisches Werk der Skulptur aus einer der interessantesten Epochen der Kunstgeschichte Altägyptens, sondern auch das Porträt einer großen historischen Gestalt des Pharaonenreiches.

Kunst und Zeit

Doppelstatue des Niuserrê

Die einzige königliche Doppelstatue des Alten Reiches zeigt zweimal den auf der Basisplatte inschriftlich benannten König Niuserre in identischer Ikonographie. Die linke Figur zeigt im Gesicht deutliche Merkmale eines Altersbildnisses und eine schlaffere Haltung als die rechte Figur, deren angedeutetes Lächeln zum Typ des Idealporträts gehört. So ist diese Statue die künstlerische Umsetzung der Doppelnatur des Königs als Mensch, dem Alterungsprozeß unterworfen, und als ewigjunger Gott.

Doppelstatue des Niuserre© SMÄK, M. Franke

Kalzit
Altes Reich, 5. Dyn., um 2390 v. Chr. München ÄS 6794

Kupferstatuen des Mittleren Reiches: Statue eines Vezirs

Die kräftige, untersetzte Figur dieses Mannes wirkt auf den ersten Blick ein wenig unbeholfen, wozu der übergroße Kopf auf kurzem Hals nicht wenig beiträgt. Andererseits führen gerade die ungewöhnlichen Proportionen zu einem realistischen Ausdruck der Statue, der in der Bildung des Kopfes stark individuelle Züge aufweist: Der nackte Schädel ragt weit nach hinten aus, eine niedrige Stirn, derbe Nase sowie ein Doppelkinn lassen das Gesicht zunächst etwas einfältig und mürrisch wirken, was aber durch die Lebendigkeit der Augen aufgehoben und in einen nahezu verschmitzten Ausdruck um-gewandelt wird.

Statue eines Vezirs© SMÄK, M. Franke

Kupferlegierung, Silber; Mittleres Reich, 12. Dynastie, um 1800 v.Chr. München, SMÄK, ÄS 7105
Erworben mit Unterstützung des Ernst von Siemens Kunstfonds

Kniefigur des Senenmut

Senenmut war Bauleiter am Terrassentempel der Hatschepsut und damit Architekt des größten und spektakulärsten Bauprojektes einer ganzen Epoche. Für seinen eigenen Nachruhm schuf er mehrere neue Statuentypen – so auch diese Kniefigur mit Sistrum („Sistrophor“), dem Kultsymbol einer weiblichen Gottheit.

Kniefigur des Senenmut© SMÄK, M. Franke

Granit; Armant
Neues Reich, 18. Dyn., um 1470 v. Chr.
München ÄS 6265

Gesichtsfragment des Echnaton

Um seine neue, monotheistische Sonnenreligion zu propagieren, setzte Echnaton in großem Stil die Kunst ein und ließ von seinen Künstlern ein neues Menschenbild schaffen, das sich in einer extremen Übersteigerung bislang gültiger Proportionen radikal von den traditionellen Formen löst. Sein Oberbildhauer Bak weist in einer Inschrift explizit darauf hin, daß dieses neue Menschenbild auf Anweisung des Königs geschaffen worden war.

Gesichtsfragment des Echnaton© SMÄK, M. Franke

Sandstein
H. 32,2 cm, Br. 18,8 cm, T. 23 cm
Karnak, Aton-Tempel
Neues Reich, 18. Dyn., um 1350 v. Chr.
München ÄS 6290

Statue des Antinous

Kolossalstatue des Antinoos, des jugendlichen Freundes Kaiser Hadrians, der bei einer gemeinsamen Ägyptenreise 130 n. Chr. im Nil ertrank. Im ganzen Land ließ der Kaiser Statuen des jungen Mannes aufstellen, die ihn vergöttlicht darstellten.

Statue des Antinous© SMÄK, M. Franke

Gl. WAF 24
Marmor
Ursprünglich wohl aus der Villa Kaiser Hadrians in Tivoli
Erworben aus der Sammlung Albani
um 135 n. Chr.

Jenseitsglaube

Sargmaske der Satdjehuti

Die Maske gehörte ursprünglich zu einem überlebensgroßen Sarg in Menschenform, der mit einem Federmuster bedeckt war. Diese Form ist charakteristisch für die Epoche der Zweiten Zwischenzeit (ca. 1700-1550 v.Chr.) und ist im nichtköniglichen Bereich auch in einer schlichteren, lediglich bemalten Version bekannt. Über der Perücke ist das Federmuster der Geierhaube zu erkennen, einer von Königinnen häufig getragenen Kopfbedeckung. Über der Stirn ist ein plastisch gearbeiteter Geierkopf zu ergänzen.

Die Inschrift auf der Rückseite nennt den Namen der Dargestellten: die Königin Sat-Djehutj, Tochter der Teti-Scheri. Damit lässt sie sich einordnen in die königliche Familie der Ahmosiden, dem thebanischen Königshaus der 17. Dynastie. Diese Dynastie hat von Oberägypten aus die im Delta siedelnden Fremdherrscher, die Hyksos, in langen Kämpfen vertrieben und damit die Voraussetzung geschaffen für den Aufstieg Ägyptens zur Weltmacht im Neuen Reich.

Sargmaske der Satdjehuti© SMÄK, M. Franke

ÄS 7163
Holz, vergoldet; Augeneinlagen: Kupfer, Marmor, Obsidian
Theben-West
Zweite Zwischenzeit, 17. Dynastie, um 1575 v.Chr.
Erworben mit Unterstützung des Ernst von Siemens-Kunstfonds, der Hypo-Kulturstiftung und dem Freundeskreis der Ägyptischen Sammlung München e.V.

Die Innenseite der Maske trägt Kapitel des ägyptischen Totenbuches, bei denen es sich um die älteste bislang bekannte Version dieser Textgattung handelt. Diese Sprüche sollten den Verstorbenen auf seiner Reise ins Jenseits begleiten, ihn schützen und verklären.

Während die Särge den Verstorbenen sonst stark idealisierend zeigen, liegt in dieser Maske ein eindrucksvolles Porträt der Königin vor: Charakteristisch ist die Bildung des Mundes mit der halbkreisförmigen Einkerbung oberhalb des Kinns. Dieses Merkmal lässt sich als familientypisch auch bei anderen Mitgliedern der Ahmosiden-Dynastie bis hin zu Amenophis I. verfolgen.

Die Wertschätzung der weiblichen Mitglieder der Königsfamilie lässt sich besonders deutlich an ihren beeindruckenden Särgen ablesen, die an Größe und Qualität diejenigen der männlichen Herrscher übertreffen. Die Münchner Maske der Sat-Djehuti ist in dieser Hinsicht besonders eindrucksvoll.

Totenbuchpapyrus

Um den Toten in seiner jenseitigen Existenz abzusichern und seinen Weg zu schützen, wurden ihm magisch wirksame Texte mitgegeben.
Zuerst den Königen auf den Wänden der Grabkammern ihrer Pyramiden des Alten Reiches, dann auch den Privatleuten auf Särgen des Mittleren Reiches. Schließlich wurden die Sprüche auf Papyrus geschrieben und zum sogenannten Totenbuch zusammengestellt. Insgesamt gibt es mehr als 200 Sprüche oder „Kapitel“, die ohne kanonische Ordnung aneinandergereiht werden.

Illustrationen – die Totenbuchvignetten – verstärken die Wirksamkeit der Texte. Der von rechts nach links in hieratischer Schrift beschriebene Papyrus enthält mehr als hundert Sprüche des Totenbuches. Da sowohl Anfang wie Ende der Papyrusrolle fehlen, wird die ursprüngliche Handschrift noch weitere Kapitel aufgezählt haben.

Totenbuchpapyrus© SMÄK, M. Franke

Dauerleihgabe der Bayerischen Staatsbibliothek
Papyrus, bemalt
Herkunft unbekannt
Ptolemäisch, 2. – 1. Jh. v. Chr.
Aus der Sammlung Drovetti

Religion

Silberfalke

Diese Statue eines falkenköpfigen Gottes ist ein hervorragendes Beispiel der ägyptischen Tierplastik. Hier ist dem eleganten Schwung des Körpers mit seiner kaum gebändigten Spannkraft der gekrümmte Schnabel des Vogels entgegengesetzt. Die starke Stilisierung der Details (Federmuster, Umrandung der Augen) sowie die Verwendung kostbarer Materialien überhöhen die Darstellung eines Tieres zur Wiedergabe des Göttlichen.
In dieser Figur ist vermutlich die Kultstatue eines Falkengottes aus dem Allerheiligsten seines Tempels erhalten.

Silberfalke© SMÄK, M. Franke

Dauerleihgabe der Bayerischen Landesbank Girozentrale München
Silber, Elektron
Herkunft unbekannt
Spätzeit, 27. Dynastie, um 500 v. Chr.

Ägypten in Rom

Silbersitula aus Pompeji

Die Situla wurde in Pompeji gefunden, das 79. n. Chr. zerstört wurde; sie kann deshalb nicht später als im 3. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. entstanden sein. Situlen sind Gefäße, die ausschließlich in kultischem Gebrauch für Wasser- und Milchspenden verwendet wurden. Die Situla, wörtlich „Eimer“ oder „Kübel“, gehört seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. zu den typischen ägyptischen Kultgefäßen. Die Münchener Situla ist mit ägyptisierenden Motiven dekoriert, die aus der altägyptischen Ikonographie übernommen sind: In der ersten Vignette ist ein sehr wahrscheinlich von einer Isispriesterin durchgeführtes Ritual dargestellt, bei dem ein auf einem Untersatz liegendes Krokodil einer Schlange mit Kopfschmuck, die auf einem hohen Sockel thront, dargebracht wird; dahinter ein mehrstöckiges, mit einer als Leiter wiedergege-benen Treppe versehenes Gebäude, auf dessen Spitze ein Feuer brennt, und bei dem es sich um den berühmten Pharos, den Leuchtturm von Alexandria, eines der Sieben Weltwunder der Antike, handeln könnte. In der zweiten, nur teilweise erhaltenen Vignette sind eine Schlange und ein Widder auf unterschiedlich hohen Podesten dargestellt sowie Reste eines weiteren, allerdings nicht näher identifizierbaren Bauwerks. Fast sämtliche Einzelmotive auf dieser Situla wurden frei aus der altägyptischen Ikonographie übernommen.

Silbersitula aus Pompeji© SMÄK, M. Franke

Italien, Römische Kaiserzeit, 62-79 n. Chr.
Silber mit Vergoldung
Aus Pompeji
München, Ant. WAF 512

Nach den Pharaonen

Isisstatue

Die ägyptische Muttergottheit Isis mit dem Horusknaben auf dem Schoß lieferte der frühchristlichen Kunst das inhaltliche und ikonographische Vorbild für das Motiv der Maria Lactans, der stillenden Gottesmutter mit dem Jesuskind. Diese Figur zeigt Isis in römischem Gewand mit einem zwischen der Brust geknoteten Schultertuch („Isis-Knoten“), in der Vertiefung auf dem Scheitel war ursprünglich ein Kopfputz oder eine Krone eingezapft.

Statue der Göttin Isis mit Kind© SMÄK, M. Franke

Serpentinit, Kalkstein (Basis)
Mata’na el-Asfun (Oberägypten)
Römisch, um die Zeitenwende
ÄS 4201

Koptische Tunika

Die in der Spätantike beliebte Bilderwelt des maritimen Bereichs, die eine Sehnsucht nach Glück und innerem Frieden ausdrückt, wird in ihrer ganzen Vielfalt von der frühchristlichen Kunst übernommen. So tummeln sich in den Blauen der Bildstreifen verschiedene mythologische Wesen: Nereiden, Zentauren, Putti (angelnd und bootsfahrend dargestellt), dazu einiges Meergetier. Die rotgrundigen Felder zeigen menschliche Figuren mit Heiligenschein.

Koptische Tunika© SMÄK, M. Franke

ÄS 62
Wollwirkerei auf Leinen
5./6. Jh. n.Chr.

Schrift und Text

Stele des Upuaut-aa

Upuaut-aa war Gaufürst und Vorsteher der Priester, er ist unten links vor einem großen Opfertisch dargestellt. Die übrige Fläche der Stele ist von einer 25-zeiligen Inschrift bedeckt, die mit einer exakten Datierung in das 13. Jahr Amenemhets II. (1961 v. Chr.) beginnt, gefolgt von einem Gebet an Osiris. Anschließend werden in einer Liste alle in Abydos verehrten Götter aufgezählt, für die die Lebenden Gebete sprechen sollen. Die Inschrift schließt mit einem Bericht über einen Empfang beim König, auf dem der Fürst seine Ämter übertragen bekommt und ihm die Aufstellung von Statuen im Tempelbezirk genehmigt wird.

Glaskelch Thutmosis III.© SMÄK, M. Franke

Kalkstein, bemalt; Abydos
Mittleres Reich, 12. Dynastie, um 2000-1900 v. Chr.
Gl. WAF 35

Kunst-Handwerk

Glaskelch Thutmosis’ III.

Der kleine Lotuskelch ist das berühmteste Glasgefäß aus dem Alten Ägypten, da er den Namen von Thutmosis III. in einer Kartusche trägt und damit das älteste sicher datierte Objekt aus dem neuen Material ist. Wie die eingetrockneten Reste einer schwarzen Substanz im Inernn belegen, diente dieser Kelch zur Aufbewahrung eines kosmetischen Produktes; es war wohl das kostbarste Geschenk des Königs an einen verdienten Beamten.

© SMÄK, M. Franke

Hellblaues Glas
Theben
Neues Reich, 18. Dynastie, Zeit Thutmosis’ III., um 1450 v. Chr.
ÄS 630

Nubien und Sudan

Aus dem Goldschatz der Amanishakheto

Der Schatz einer meroitischen Königin, die im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebte, besteht aus einer Vielzahl der unterschiedlichsten Schmuckstücke: Oberarmreifen und Schildringe, Ketten, Anhänger und Armbänder sowie Siegelringe.

Die außergewöhnlichsten Stücke sind die so genannten Schildringe, deren Verwendung als Fingerringe wenig wahrscheinlich ist. Vermutlich handelt es sich bei diesen Stücken um einen Stirnschmuck, der auf ein Diadem aufgesetzt wurde und je nach Anlaß ausgewechselt werden konnte.

Die aufgrund ihres Formates am Oberarm getragenen Reifen wurden durch Bänder aus Leder oder Stoff zusammengebunden, umschlossen also nur einen Teil des Armes. In ihrer ausladenden Form könnte man afrikanischen Einfluß erkennen, und die Technik der Goldschmiedearbeit weist Parallelen zu hellenistischen Stücken auf. So verschmelzen in diesen Schmuckstücken ägyptische, afrikanische und hellenistische Elemente zu einer neuen Einheit. Sie spiegeln damit en miniature die meroitische Kultur wider, die als Randkultur zunächst der hellenistischen Welt, später des römischen Imperiums (300 v. – 350 n. Chr.) und als Tor zu Afrika eben diese Einflüsse verarbeitet hat.

Aus dem Goldschatz der Amanishakheto© SMÄK, M. Franke

Schildring
mit Widderkopf auf breitem Halskragen
München Ant. 2446b

Isisstatue aus den Grabungen in Naga

Eines der bedeutendsten Kunstwerke aus Naga ist diese Isis-Statue aus Fayence. Sie verkörpert die Brückenfunktion der meroitischen Kultur und Kunst zwischen Afrika, der hellenistische Welt und dem Alten Ägypten.

Isisstatue aus den Grabungen in Naga© SMÄK, M. Franke

Fayence; 1. Jhdt. n.Chr.
Aus dem Sonnenhof des Amun-Tempels in Naga
Leihgabe

Alter Orient

Assyrische Reliefs

Die großen assyrischen Monumentalreliefs stammen aus dem Nordwest-Palast Assurnasirpals II. (883-859 v. Chr.) in Kalach (Nimrud), wo sie als Wandverkleidung der aus Lehmziegeln errichteten Innenräume dienten. Der Text, der sich über die einst farbig bemalten Reliefs hinzieht, ist immer die gleiche Standardinschrift Assurnarsipals, in der neben Namen und Titeln des Königs ein kurzer Bericht über seine Besitzungen und Eroberungen sowie über den Wiederaufbau der Stadt und des Palastes in Nimrud enthalten ist. Die Reliefs wurden 1863 im Auftrag König Ludwigs I. in London erworben.

Assyrische Reliefs© SMÄK, M. Franke

Bärtiger geflügelter Genius
Gl. WAF 3