Weihegabe

Der Oberkörper einer kleinformatigen Königsstatue ist von den Schultern bis zum Ansatz der Hüften erhalten. Wie die Bruchkante an der Vorderseite, vor allem aber der Ansatz des Rückenpfeilers wahrscheinlich machen, handelte es sich um eine Sitzfigur. Vom Königskopftuch sind die beiden auf die Brust fallenden, gestreiften Seitenlappen erhalten sowie auf dem Rücken der sogenannten Zopf des Kopftuches, der auf dem Rückenpfeiler aufsitzt. Außerdem trug der König ein Knotenamulett in einer Schnur um den Hals, in das vier längliche Röhrenperlen eingebunden sind.

Trotz der zahlreichen Brüche und Bestoßungen der Oberfläche lässt sich die Qualität der plastischen Arbeit in der Modellierung etwa der Schulterblätter oder des Brustkorbes noch erkennen. Auch die Innenzeichnung des Schmuckstückes ist fein und präzise. Das (ursprüngliche) Volumen des Kopftuches, die Proportionen und die Plastizität des Oberkörpers machen eine Datierung in die zweite Hälfte der 12. Dynastie wahrscheinlich. Bei dem dargestellten König könnte es sich daher um Sesostris III. oder Amenemhet III. handeln.

Über die Funktion kleinformatiger Königsstatuen ist wenig bekannt. Sie waren Weihegaben in den Tempel, doch haben sie vermutlich auch im Kult des vergöttlichten Pharao eine Rolle gespielt. Sesostris III. hat die Grenze Ägyptens im Süden bis zum 2. Katarakt vorgeschoben und in Nubien eine ganze Reihe von Festungen entlang des Nils errichten lassen; er war daher in diesem Gebiet besonders populär und wurde zu einer Art nubischer Lokalgottheit. Dasselbe gilt für seinen Sohn Amenemhet III. in der Oase Fayum, deren Sümpfe er entwässern ließ und so ein großes Gebiet dauerhaft landwirtschaftlich nutzbar machte.

Diorit
H. 14,2 cm, Br. 11,5 cm, T. 8,4 cm
Mittleres Reich, 12. Dynastie, um 1850 v. Chr.
München ÄS 8046
(Ausgestellt im Raum „Kunst und Zeit“)

© SMÄK, Marianne Franke