01.04.2022

Vogeltopf

An ein nahehzu kugelförmiges Wellenhenkelgefäß mit großer Öffnung wurden unten zwei Füßchen und gegenständig Hals mit (heute fehlendem) Kopf und Schwanz plastisch angefügt. Das in roter Farbe aufgetragene Wellendekor deutet das Gefieder des Vogels an. Diese Bemalung auf hellem Untergrund ist typisch für die 2. Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr., die sogenannte Negade-II-Zeit. Sie löst eine Bemalung mit weißer Farbe auf dunklem rotbraunen Untergrund der vorausgegangenen Negade-I-Zeit ab.

Gefäß in Vogelform© SMÄK, Marianne Franke

Gefäß in Vogelform© SMÄK, Marianne Franke

Schnurösengefäße bilden den älteste Typus der Steingefäße, die bald wird in Ton nachgeformt werden. Namensgebend sind zwei gegenständig angeordnete Ösen, die aus dem Gefäßkörper herauszuwachsen scheinen. Sie dienten zum Durchfädeln einer Schnur, mit der entweder ein Deckel befestigt oder das Gefäß aufgehängt werden konnte.

Figürliche Gefäße sind in der ägyptischen Keramik sehr selten und nur für einzelne Epochen belegt. In der Vorgeschichte gibt es neben den Gefäßen in Vogelform auch solche in Gestalt eines Fisches und – sehr selten – eine Nilpferdes; in der Münchner Sammlung sind alle drei Typen vertreten. Dann sind tiergestaltige Gefäße in Enten- und Falkenform erst wieder aus der 2. Zwischenzeit überliefert (ca. 1750-1650 v. Chr.), in der schwarzpolierten und inkrustierten Ware aus Tell el-Yahudiya. Schließlich gibt es tiergestaltige Gefäße unter der Luxusware der figürlichen Keramiken der 18. Dynastie (um 1450 v. Chr.).

Die Proportionen dieses Vogelgefäßes – bauchiger voluminöser Körper, gebogener Hals und kurze Beinchen erlauben sogar eine Bennenung der Vogelart: Es handelt sich um ein Perlhuhn, das sich auch als Form unter den zeitgleichen Schminkpaletten aus Schiefer findet – und dessen italienische Bezeichnung „faraona“ lautet.

Ton mit roter Bemalung
H. 7,5 cm, L. 10, 5 cm, Br. 8,5 cm
Vorgeschichte, Negade II, um 3200 v. Chr.
München ÄS 2748
(Ausgestellt im Raum „Fünf Jahrtausende“)