Umbau im Raum „Pharao“

Ende Juli wurde im Raum „Pharao“ eine neue Stahlrückwand montiert, um darauf zwei Stelen des Neuen Reiches präsentieren zu können. Die eine, umgezogen aus der Wandvitrine, finden Sie diesmal als das aktuelle „Objekt des Monats“, die andere, neuerworbene, werden wir im nächsten Maat-Heft (erscheint Oktober 2019) und in einem Vortrag vorstellen.

Objekt des Monats August

Die Stele ist im Verhältnis von annähernd zwei Drittel zu ein Drittel in zwei Bildfelder aufgeteilt: Im unteren, schmalen Register sind drei kniende Personen vor einer Inschrift dargestellt;  im oberen ist rechts der Stifter der Stele stehend vor einer sitzenden Göttin gezeigt. Er hält in der linken, ausgestreckten Hand eine hohe Standarte, die rechte Hand ist im Betgestus erhoben. Er ist mit einem langen Schurz bekleidet, dessen schmaler, unten spitz zulaufende blattförmige Vorbau auf die Zugehörigkeit seines Trägers zum Militär verweist. Die Göttin thront auf einem würfelförmigen Sitz mit Lehne. Sie hält ein Was-Szepter in der ausgestreckten linken Hand, die rechte ist zur Faust geballt. Ihr Kopfputz – Kuhgehörn mit Sonnenscheibe – ist charakteristisch für Hathor, was durch die Beischrift im Stelenrund bestätigt wird, die sie als „Herrin von Medjeden, Herrin des Himmels, Herrin der Erde, Herrin der Götter“, bezeichnet. Medjeden ist ein nicht genau zu lokalisierender Kultort der Göttin Hathor südlich von Assiut. 

Zwischen Göttin und Beter sind auf einem schlichten Tischchen Opfergaben hoch aufgetürmt. Die drei knienden Figuren – zwei Frauen und ein Mann – im unteren Register haben ebenfalls ihre Hände im Betgestus erhoben, es handelt sich um Töchter und einen Sohn des Stifters. Die Inschrift enthält ein Gebet an die Göttin Hathor.

Interessant sind Namen und Beruf des Stelenstifters, der als „Standartenträger der Truppe(neinheit) ‚Erwählt von Month‘“ namens Kel“ bezeichnet wird. Der Eigennamein syllabischer Schreibung verweist auf die Herkunft des Mannes aus dem vorderasiatischen Raum, er ist ansonsten nicht belegt. Das Motiv der Standarte nimmt Bezug auf die Truppe, dargestellt ist der König beim Erschlagen eines Feindes vor dem Gott Month mit hoher Federkrone, der Pharao das Krummschwert reicht. Diese uralte Motiv, das den König als „Herrn der Welt“ ausweist und sich auf zahllosen Denkmälern – vom monumentalen Tempelrelief bis zum kleinen Skarabäus – findet, ist in dieser Art auf einer Standarte bislang einmalig.

© SMÄK, A. Schlüter

Kalkstein
H. 38,3 cm
Neues Reich, 19. Dynastie, 1300-1200 v. Chr. 
Inventarnummer ÄS 7922