01.09.2014

Objekt des Monats September: It’s not as easy as it may have seemed to be

Seltsames tut sich im Ägyptischen Museum. Da haben sich kleine Tonfiguren in die Vitrinen geschlichen, stehen in Gruppen vor Särgen und Stelen, sitzen in lebhafter Diskussion unter den Papyri, reihen sich ein in die Uschebtis und Bronzefiguren, beugen sich über Gefäße.

Die Museumsbesucher erkennen sich selbst in diesen munteren Wesen, die vom Museum Besitz ergriffen haben und sich mit schöner Selbstverständlichkeit unter die alten Ägypter mischen.

Die Herkunft dieser lebhaften Gäste klärt sich im großen Sonderausstellungsraum von „Nofretete – tête-à-tête“. Da hat der junge ägyptische Künstler Bassem Yousri ein ganzes Museum en miniature aufgebaut. Hunderte von Tonfiguren drängen in das Gebäude, strömen über Treppen und Rampen bis hinauf aufs Dach. Ihre Eroberung des Kunsttempels nimmt auch bedrohliche Züge an; Sockel werden umgestürzt, Bilder von der Wand gerissen – eine beklemmende Reaktion auf die Randerscheinungen des „Arabischen Frühlings“.

Bassem Yousri stellt mit dieser unkonventionellen, einfallsreichen Arbeit die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Massenkonsum. Seine punktuellen Interventionen in den Vitrinen sind erfrischende Kommentare zur Lebendigkeit der Begegnung zwischen Antike und Gegenwart; seine große Installation wirft einen kritischen Blick auf die Pervertierung des Museums zur Eventbühne und thematisiert die Stigmatisierung vorislamischer Kunst als Teufelswerk.

Neben dieser Installation von Bassem Yousri zeigen auch viele andere Werke der Sonderausstellung die Kreativität, den Ideenreichtum, die Autonomie junger Künstler aus den arabischen Ländern, die unabhängig von den Ritualen und Mechanismen des westlichen Kunstbetriebs ihre eigenen Wege gehen.