01.04.2014

Objekt des Monats April: Statuette eines liegenden Nilpferds

Eine überraschende, aber überzeugende Kombination von Tier- und Pflanzendarstellung haben die ägyptischen Künstler für die Objektgruppe der Fayence-Nilpferde des Mittleren Reiches gefunden

Eine überraschende, aber überzeugende Kombination von Tier- und Pflanzendarstellung haben die ägyptischen Künstler für die Objektgruppe der Fayence-Nilpferde des Mittleren Reiches gefunden: Die Tiere, in ihrer Farbe von Hellblau über Türkis zu Grün changierend, haben in dunkler Farbe Pflanzen auf den Leib gemalt. Es sind die Blüten, Knospen und Blätter der Lotospflanze sowie Papyrusdolden, auch Tiere finden sich wie Vögel und Schmetterlinge. Damit ist den Nilpferden ihr Lebensraum des Papyrusdickichts am Ufer des Nils auf den Leib gemalt.

Die Ambivalenz in der Einschätzung des Nilpferdes drückt sich in den beiden Haltungen aus, in denen diese Tiere wiedergegeben werden. Das Nilpferd ist als Symbol der Fruchtbarkeit die Erscheinungsform zahlreicher weiblicher Gottheiten wie Thoeris, Hathor oder Isis, die mit der Mutterschaft verbunden werden. Ihnen kann der Typ des schlafenden Tieres wie im Münchner Nilpferd zugeordnet werden. Daneben gibt es die aggressive Variante, in der das Nilpferd mit drohend aufgerissenem Maul gezeigt wird. Dem entspricht seine Bedeutung im religiösen Kontext als Verkörperung des Götterfeindes Seth, des Bösen schlechthin.

Vgl. dazu Sylvia Schoske – Barbara Kreißl, „ANCH“ Blumen für das Leben. Pflanzen im alten Ägypten, SAS 6, München 1992, S. 72f.

Fayence; L. 11,7 cm, Br. 6,5 cm, H. 5,3 cm
Mittleres Reich, 12. Dynastie, 2000-1800 v. Chr.
ÄS 6040