Vortrag
Hitler, sein geheimer Plan und seine Gehilfen
Beginn: 18:15 Uhr
Das Bild des Holocaust und der Holocaust-Täter vor und nach dem Eichmann-Prozess
Nach 1945 verfügten die deutsche und die internationale Öffentlichkeit lange Zeit über keine realistischen Vorstellungen, wie der Massenmord an den europäischen Juden in Gang gesetzt worden war. Weit verbreitet war die Annahme, dass der Mordprozess auf einen zentralen „Führerbefehl“ zurückgegangen und von wenigen Tätern streng geheim umgesetzt worden sei. Der Eichmann-Prozess ergänzte dieses Bild um die Figur des „Schreibtischtäters“, der fernab von den Schauplätzen des Mordens vor allem bürokratische Arbeit verrichtet und einen „Verwaltungsmassenmord“ initiiert habe.
Während die Forschung heute die Zahl der deutschen und österreichischen Täter des Holocaust mit 200.000 bis 250.000 beziffert, stufte die bundesdeutsche Nachkriegsjustiz nur die engste Entourage um Hitler als Täter ein und urteilte die meisten Täter lediglich als „Gehilfen“ ab. Der Vortrag beleuchtet diese frühen Vorstellungen vom Holocaust und seinen Verantwortlichen und fragt nicht zuletzt nach den Veränderungen, die durch den Eichmann-Prozess eingeleitet wurden.
Prof. Dr. Frank Bajohr ist Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München und lehrt als außerplanmäßiger Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.