01.06.2023

Uschebti-Sarg

Ein kleiner Holzsarg© SMÄK, Marianne Franke

Uschebtis, die Dienerfiguren für das Jenseits aus Fayence oder Ton, Holz oder Stein, wurden meist in recht voluminösen Holzkästen mit zum Teil aufwändiger figürlicher Bemalung aufbewahrt und ins Grab gestellt, oft direkt neben den Sarg. Kleine Kistchen wie dieses dienten zur Aufbewahrung entweder eines besonders kostbaren Einzelstücks oder einer größeren Anzahl kleiner, anspruchsloser Uschebti-Figuren.

Das Kästchen hat die Form eines Sarkophags en miniature mit hochgezogenen Seitenwänden und einem (annähernd) gewölbten Deckel. Seitenteile und Deckel sind mittels grober Dübel aus Holz miteinander verbunden, zum Teil über Eck. Mittig auf dem Deckel findet sich eine rechteckige Öffnung, in die vermutlich eine kleine Schakalsfigur eingesetzt war, ebenfalls nach dem Vorbild der Sarkophage.

Das gesamte Kästchen ist mit einer dünnen Stuckschicht in weißer Farbe überzogen, die gleichzeitig als Grundierung für die weitere Bemalung dient. Sämtliche Kanten sind mit roter Farbe betont. In schwarzer Farbe gemalt, liegt auf dem Deckel beidseitig Anubis, der Geleiter der Verstorbenen ins Jenseits, in Gestalt eines Schakals. Die Längsseiten des Kästchens sind in zwei Felder unterteilt, in denen jeweils ein Papyrusstängel in schwarzer Farbe gesetzt ist.

Dies ist die Schreibung für das Wort „wadsch“= „jung, frisch“ und davon abgeleiteten Begriffen. Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine ewige Jugend im Jenseits. Auf den Schmalseiten schließlich ist im oberen Teil die Dachform der sogenannten unterägyptischen Kapelle durch drei ineinander gesetzte Halbkreise in roter Farbe wiedergegeben; in das freie Feld darunter abermals ein Papyrusstängel gesetzt.

Auch wenn das Kästchen in seiner handwerklichen Ausführung von eher bescheidener handwerklicher Qualität ist, formuliert es doch die wichtigsten Gedanken des ägyptischen Jenseitsglaubens: die Hoffnung auf die Auferstehung – durch das Symbol der Papyrusstängel – und die Gewissheit des Schutzes durch die Götter, hier vertreten durch Anubis in seiner Schakalsgestalt.

Holz, stuckiert und bemalt
L. 26 cm, Br. 8,5 cm H. 13 cm
Neues Reich, 19.-20. Dynastie, um 1250-1100 v. Chr.
ÄS 8005
(Ausgestellt im Raum „Fünf Jahrtausende“)