17.06.2025
Sudan National Museum Khartoum – zerstört und ausgeraubt
Im März 2025 konnte die der Regierung unterstellte sudanesische Armee Khartoum zum größten Teil wieder zurückerobern und die Söldnermilizen (RSF) zurückdrängen. Symbolträchtig war die Einnahme des Präsidentenpalastes, Bilder davon gelangten sogar in unsere Medien. Deutlich weniger medial präsent war, dass in diesem Zuge auch das Sudanesische Nationalmuseum unter Regierungshoheit gelangte. In einem ersten Schritt fanden eine Minenräumung statt sowie eine Absicherung des Gebäudes durch Polizei und Soldaten.
Bereits wenige Tage danach konnte der sudanesische Antikendienst National Corporation for Antiquities and Museums (NCAM) Mitarbeiter, die in Khartoum ausharrten, in das Museum senden. Es entstanden einige Videosequenzen und Fotos, alles mit Handy aufgenommen und über Social Media (v. a. Facebook) öffentlich gemacht. Aus diesen Bildern geht hervor, dass das Museum größtenteils ausgeraubt und dabei vieles zerstört wurde (Abb. 1–4).




Im Museumsgarten zeugen verkohlte Büsche von Bränden. Mindestens das Dach des Schutzbaus um den Buhen-Tempel von Thutmosis III. ist zerstört (Abb. 5).
Direkt vor dem Krieg war das Museum bereits seit einiger Zeit wegen einer Generalsanierung geschlossen. In der großen Ausstellungshalle wurden die Großobjekte professionell abgesichert, alles andere in die Magazinräume verlagert.
Der Vortragssaal wurde als temporärer Magazinraum genutzt. Aus den Bildern und Videos geht hervor, dass die Großobjekte (z. B. Kolossalstatue des Taharqo, Sarkophag des Anlamani, die großen Fresken aus Faras) noch zwischen den Gerüsten erhalten sind. Die Magazinräume sowie der Vortragssaal waren jedoch aufgebrochen und verwüstet (Abb. 6–9).






Neben dem gestohlenen Kulturgut dürfte auch der Verlust eines Großteils des Archivmaterials zu beklagen sein. Viel Papier liegt zerfetzt am Boden (Abb. 10).
Wenige Tage nach dem Erscheinen der ersten Bilder trat NCAM an die International Society for Nubian Studies (ISNS) heran, um als Ansprechpartner für Rettungsmaßnahmen zu fungieren.
Es bildete sich daraufhin eine internationale Task Force, deren hauptsächliche Aufgabe es ist, einzelne Maßnahmen und Akteure zu koordinieren und in Absprache mit NCAM Prioritäten zu setzen.
Die erste wichtige Aufgabe ist eine Zustandsaufnahme, da bisher nur einzelne Bilder und schnelle, oft unscharfe Videosequenzen aus dem Museum verfügbar sind.
Es müssen strukturiert alle Räume dokumentiert werden, um danach ein Restaurierungskonzept zu erarbeiten. Ein zweiter ebenso wichtiger Schritt ist, der UNESCO eine Red List zu übergeben, um den illegalen Kunsthandel zu unterbinden. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass die Datenbank des Museums nur lokal auf Computern gespeichert war und damit verloren ist. Bereits knapp nach Kriegsbeginn starteten Experten aus dem Louvre und dem British Museum ein Projekt, um anhand von Fotos – auch touristischen – den Bestand in der Ausstellung zu rekonstruieren. Diese Bemühungen zusammen mit den Erkenntnissen aus der
Zustandsdokumentation sollen zu einem Überblick über die Verluste führen.
Nicht nur das Nationalmuseum ist von den Zerstörungen betroffen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen ist das Ethnologische Museum, das die vielen verschiedenen Ethnien und Kulturen des Sudan in sehr anschaulicher Weise präsentiert hat.
Hier wurde auch das Gebäude getroffen, das Dach ist eingestürzt und die Ausstellungsstücke entweder
gestohlen oder, wie z. B. die lebensgroßen Figuren der Dioramen, stark beschädigt (Abb. 11–13).
Eine Task Force der International Society for Nubian Studies (ISNS) ist dabei, NCAM bei der Akquise von Finanzmitteln für die Begutachtung und Dokumentation der Schäden zu unterstützen.



Doch auch Spenden sind willkommen: Die Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e. V. nimmt
gerne Ihre zweckgebundene Zuwendung („Rettung Kulturgut Sudan“) entgegen und kann Spendenbescheinigungen ausstellen:
Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e. V.
Deutsche Bank AG
BIC DEUTDEDBBER
DE36 1007 0024 0055 5508 00
Alle Fotos sind von NCAM zur Verfügung gestellt worden. Bericht: Prof. Dr. Angelika Lohwasser, Universität Münster
Zuerst erschienen im Newsletter #6 vom Verband der Ägyptologie.