01.05.2021

Pharaos Regierungsjubiläum

© SMÄK, Marianne Franke

Das Sed-Fest, in griechischen Texten als „Dreißigjahrfest“ bezeichnet, ist das wichtigste Königsfest in Ägypten und von der ausgehenden Vorgeschichte bis in die griechisch-römische Zeit hinein belegt. Es ist eine Abfolge von Ritualen, die der König absolvieren muss, wodurch er seine physischen und geistigen  Kräfte zurückerhält zurückerhält. Nach 30 Jahren – die Dauer einer Generation – wird er dadurch rituell verjüngt, erhält neue Kräfte. Daher wurde dieses Fest nicht nur als Regierungsjubiläum begangen, sondern auch in Zeiten, in denen sich das Land in einer Krise befand oder die Gesundheit des Herrschers bedroht war.

Der Ablauf der Rituale ist vor allem durch zwei Reliefzyklen aus dem Sonnenheiligtum des Niuser-Re in Abu Gurob, zwischen Giza und Sakkara, belegt, die sogenannte „große“ und „kleine“ Festdarstellung, was sich auf den Maßstab der Reliefs bezieht. Das Fest wird durch eine Prozession eröffnet, die eigentliche Verjüngung erfolgt im Palastinneren und wird durch das Thronen des Herrschers auf verschiedenen Möbeln mit Löwenköpfen angedeutet.  Dann nimmt er die Huldigungen des ganzen Landes entgegen und besucht dessen Heiligtümer.  In einem öffentlichen Kultlauf stellt der König anschließend seine wiedergewonnenen Kräfte unter Beweis.

Der vollständige Zyklus finden sich in späteren Zeiten in dieser Vollständigkeit nur noch zweimal: im Tempel von Soleb (Sudan) von Amenophis III. und in der 3. Zwischenzeit von Osorkon in Bubastis. Häufiger sind Darstellungen des in einem Kiosk thronenden Königs im Festgewand, einem kurzen Mantel mit hochgestelltem Kragen, sowohl im Relief als auch rundplastisch. Darüberhinaus gibt es zahlreiche inschriftliche Hinweise auf das Feiern dieses Festes. Doch ob es jeweils tatsächlich durchgeführt wurde oder schon die Darstellungen oder die Anspielung auf die vollzogenen Rituale deren Wirksamkeit garantierte, lässt sich wohl nicht abschließend bestimmen.

Die Blöcke kamen über den Ägyptologen Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873-1956) ins Museum, der das Sonnenheiligtum des Niuser-Re in Abu Gurob 1898 bis 1901 ausgrub und anschließend publizierte. Er finanzierte diese Grabung aus eigenen Mitteln und erhielt dafür, wie seinerzeit üblich, im Rahmen einer Fundteilung mit der Ägyptischen Altertümerverwaltung einen Teil der Funde, vor allem Reliefs und Keramik, zugesprochen, die über seine eigene Sammlung später auf verschiedene Museen verteilt wurden.

Kalkstein
Maße H. 80 cm, B. 150 cm, T. 10 cm
Abu Gurob
Altes Reich, 5. Dynastie, um 2390 v. Chr.
Inventarnummer Gl. 181

(Ausgestellt im Raum „Pharao“)

Zum Sed-Fest wird es am 16. Mai, dem Internationalen Museumstag, einen Vortrag geben, der auf unserem YouTube-Kanal zu finden sein wird!