15.07.2014
Performance zum Sonnenaufgang: „…das Beste ist, am Morgen mit dem ersten Licht hell zu werden“
Morgendämmerung über dem Kunstareal und eine Veranstaltung zu einem gewöhnungsbedürftigen Zeitpunkt, um 5 Uhr in der Früh!
Morgendämmerung über dem Kunstareal, leere Straßen, langsam wird es hell – und erwartungsvolle Stimmung im Ägyptischen Museum: eine Performance mit Ruth Geiersberger, Tänzerinnen und Musikern, eine Veranstaltung im Rahmen der Serie „Feste im christlichen und altägyptischen Kalender“ zu einem gewöhnungsbedürftigen Zeitpunkt, um 5 Uhr in der Früh!
Thematischer Hintergrund war das im alten Ägypten im Sommer, zum Aufgang des Sirius gefeierten Neujahrsfest, bei dem der Sonnenaufgang eine wichtige Rolle spielte, und daher bildeten Sonnenhymnen die textliche Grundlage.
Zum Auftakt waren es jedoch die Alphörner des Alphornkollektivs unter der Leitung von Roswitha Pross (die im vergangenen Jahr bei der großen Prozession zum Umzug des Museums so tapfer im Regen ausgeharrt hatten!), die mit ihren erstaunlich variablen Tönen die rund 50 Gäste in die Museumsräume lockten. In einer ersten Szene wurden die Statuen des ersten Saales gewissermaßen lebendig in den drei Ausdruckstänzerinnen Judith Hummel, , Naïma Ferré und Heidi Schnirch, die wenig später im Atrium unter freien Himmel einen großartigen Auftritt gaben, mit der Architektur spielten und den Zuschauern, an den beiden Schmalseiten im Inneren gruppiert, immer neue und überraschende Ansichten boten.
Höhepunkt war dann die Rezitation des „Sonnengesangs“ des Echnaton unter dem Statuenkopf seines Dichters vor der Wand mit den Amarna-Reliefs, vorgetragen von Ruth Geiersberger im Wechselspiel einer Improvisation mit dem Kontrabass von Klaus Janek – so hat man die wohlvertrauten Zeilen noch nie gehört!
Zum Abschluss noch einmal die Tänzerinnen, noch einmal die Alphörner, diesmal auf der Galerie postiert, sie geleiteten die Zuhörer zurück an die Oberfläche, zurück in die Gegenwart und Realität eines gemeinsam genossenen Frühstücks.
Draußen war es hell geworden, der allmählich einsetzende Regen (statt des erwarteten Sonnenaufgangs) hatte glücklicherweise nur wenig gestört, nur zögerlich trennten sich die Gäste – alle waren in der Dunkelheit aufgebrochen, manche hatte lange Anfahrtszeiten mitten in der Nacht auf sich genommen, andere bei Freunden in der Stadt übernachtet oder sogar ein Hotelzimmer in der Nähe genommen. Wunderbar, was man mit einfallsreichen Künstlern, engagierten Mitarbeitern und einem begeisterungsfähigen Publikum realisieren kann!