31.08.2020
Objekt des Monats September
Statuette einer Spitzmaus
Die kleine Figur einer männlichen Spitzmaus steht mit gerade ausgestrecktem Schwanz auf einem längsrechteckigen Untersatz mit Hohlkehle. Auf dem Rücken finden sich querliegend als Hinweis auf den Sonnengott drei geflügelte Sonnenscheiben eingeritzt. Anders als ihr Name sagt, ist die Spitzmaus keine richtige Maus, also kein Nagetier, sondern ein Insektenfresser. Von einer richtigen Maus unterscheidet sie sich durch eine spitze, lange Nase. Ihr Körper ist etwa 10-12 Zentimeter (ohne Schwanz) lang. Weltweit gibt es über 350 Arten von Spitzmäusen.
Die Spitzmaus ist eine der Erscheinungsformen des Sonnengottes, der sich in vielen verschiedenen (Tier-)Gestalten manifestieren kann. Eine seiner Sonderformen, Chentj-irtj, nimmt Bezug auf die beiden Phasen der Sonne, die Tagsonne und die Nachtsonne, die mit seinen beiden Augen gleichgesetzt werden. Die Spitzmaus, die zum Teil unter der Erde lebt und schlecht sieht, steht für die Nachtsonne. Das Ichneumon, ein flinkes Kleinraubtier, verkörpert die Tagsonne.
Eine Besonderheit dieser Figur sind die beiden kurzen (Weih-)Inschriften auf dem Sockel. In ägyptischen Hieroglyphen steht dort „Horus, der Leben gibt“ sowie einer der seltenen Texte in karischer Schrift: „Horus erhalte am Leben den Ipdeaä“. Karische Söldner aus ihrem Stammland an der kleinasiatischen Ägäisküste hatten im 7. Jahrhundert v. Chr. auch ihre Sprache nach Ägypten mitgebracht, deren Schrift aus 45 Zeichen besteht, die dem westgriechischen Alphabet ähneln.
Bronze
H. 5,3 cm, Br. 3,3 cm, L. 10,4 cm
Spätzeit, ca. 600-400 v. Chr.
ÄS 1385
(ausgestellt im Raum „Schrift und Text“)
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