05.10.2020

Objekt des Monats Oktober

Fragment einer Kolossalstatue des Echnaton

Gesichtsfragment einer Statue des Echnaton© SMÄK, Marianne Franke

Die Charakteristika dieses Fragments – die vollen Lippen, das heruntergezogene Kinn, die deutliche Einkerbung der Nasolabialfalten – sind typisch für das Erscheinungsbild des Echnaton in den ersten Jahren seiner Regierung. Es stammt von einer seiner rund 35 Kolossalstatuen im Aton-Tempel in Karnak, den er östlich außerhalb des eigentlichen Amun-Tempels hatte errichten lassen.

Seine Abkehr von den traditionellen Formen der Religion und seine Hinwendung zur monotheistischen Verehrung des Sonnengottes, wird von einer ebenso revolutionären Kunst begleitet, die gleichfalls mit den bisherigen Konventionen bricht. Die übertriebene Darstellung der porträthaften Züge des Herrschers, der sich nun das gesamte Menschenbild unterzuordnen hat, ist ein Bekenntnis zum Diesseits und unterstreicht die Abkehr von der Jenseitsbezogenheit früherer Epochen, die sich in einem stark idealisierenden Bildnis niedergeschlagen hatte. In keiner anderen Zeit ist die Kunst so deutlich zur Propagierung einer neuen Religion eingesetzt worden wie von Echnaton – und nach schriftlichen Äußerungen ist davon auszugehen, dass es der Königs selbst war, der die Künstler entsprechend beauftragte und anleitete.

Sandstein
H. 32 cm, Br. 19 cm, T. 23 cm
Neues Reich, 18. Dynastie, um 1350 v. Chr.
ÄS 6290
(ausgestellt im Raum „Kunst und Zeit“)

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