01.10.2011

Objekt des Monats Oktober ’11: Falkenstatue mit Königsfigur

Der Traum des Menschen vom Fliegen hat in vielen Kulturen in vogelgestaltigen Göttern oder geflügelten göttlichen Wesen Gestalt angenommen.

Der Traum des Menschen vom Fliegen hat in vielen Kulturen in vogelgestaltigen Göttern oder geflügelten göttlichen Wesen Gestalt angenommen. In Ägypten ist der Falke seit der späten Vorgeschichte die Erscheinungsform des Göttlichen schlechthin, so dient die Hieroglyphe „Falke auf Standarte“ allgemein als Determinativ von Götternamen. Im ganzen Land gab es Kulte falkengestaltiger Götter, von denen Horus als Himmelsgott der bedeutendste war.

Hier steht eine kleine Königsfigur, die Hände im Betgestus auf den Schurz gelegt, zwischen den Beinen einer ursprünglich mehr als doppelt so großen Statue eines Falken. Die Inschrift nennt Nektanebos II., den letzten der nationalägyptischen Könige. Fr hat mit dem Beiwort „der Falke“ sich selbst vergöttlicht und in Memphis einen eigenen Kult erhalten – ein letztendlich erfolgloser Versuch der Legitimation einer sterbenden Dynastie.

Der ägyptische König ist der „lebende Horus“ auf Erden, die Inkarnation des Himmelsgottes. Vielschichtig sind die Interpretationsmöglichkeiten dieses sehr seltenen Statuentyps: Zum einen ist der Gott Horus in seiner himmlischen Erscheinungsform als Falke und seiner irdischen Gestalt als König dargestellt, zum anderen wird durch den Falken auf die göttliche Natur des Königs angestellt. Und vordergründig begibt sich der in Gebetshaltung wiedergegebene König in den Schutz des Gottes.