06.11.2019

Objekt des Monats November

Ibis-Sarg

ÄS 1383, Tongefäß als Ibis-Sarg© SMÄK, Marianne Franke

Das hohe, schlanke Gefäß mit kleiner Standfläche ist der Form nach eine Weinamphore; der obere Teil ist abgebrochen. Die hieratische Aufschrift in roter Tinte, angeordnet in zwei Kolumnen, berichtet, dass ein Schreiber namens Hori darin einen toten Ibis beisetzte, den er am 25. Pachom des neunten Jahres eines nicht weiter spezifizierten Herrschers mit Namen Ramses gefunden hatte – in einem Kanal Ramses‘ I.:

„Der ehrwürdige (heilige) Ibis, den der Schreiber der Maat des Osiris-Tempels, Hori, begraben hat, nachdem er ihn in dem Kanal des Men-Pehti-Re (=Ramses I.) gefunden hatte im Jahr 9 am 25. Tage des ersten Monats der Sommerzeit.“

Der Schrift nach, vor allem der Schreibung des Gottesnamens Osiris, stammt der Text aus dem Ende der 19. Dynastie. Das Gefäß ist damit eines der frühesten Zeugnisse für die kultische Verehrung des Ibis, der darin beigesetzt wurde. Der Ibis ist – neben dem Pavian – eine der tierischen Erscheinungsformen des Weisheitsgottes Thoth.

Keramik
L. 48,5 cm, Durchmesser 18,3 cm
Neues Reich, 19. Dynastie, um 1190 v. Chr.
Inventarnummer ÄS 1383
Aus der Sammlung Wilhelm Spiegelberg
(ausgestellt im Raum „Religion“)