01.05.2014
Objekt des Monats Mai: All Art has been contemporary
Nicht das Werk eines altägyptischen Künstlers ist es, das die Besucher des Ägyptischen Museums begrüßt.
Nicht das Werk eines altägyptischen Künstlers ist es, das die Besucher des Ägyptischen Museums begrüßt. Über dem großen freien Platz am unteren Ende der Treppenrampe, die hinunterführt zum Licht des ersten Skulpturensaals, strahlt in großen weißen Neonbuchstaben ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY. Ein kleines, wie das © des Copyright in einen Kreis gesetztes N verweist diskret auf den Künstler: N steht für Nannucci, für Maurizio Nannucci. 1939 in Florenz geboren, ist Nannucci heute weltweit bekannt für seine Lichtinstallationen im öffentlichen Raum. Ihre Texte hat der Künstler meistens für einen ganz bestimmten Ort konzipiert. So ist an der Gartenfassade des Lenbachhauses seit Jahrzehnten zu lesen: „You can imagine the opposite“, und in der Bibliothek des Bundestages in Berlin ist in dem „Blauen Band“ zu lesen: „Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns unter Gleichen – Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit.“ Und in Magdeburg leuchten auf der alten Eisenbahnbrücke über die Elbe die Texte „Von so weit bis hierhin“ und „Von hier aus noch viel weiter“.
ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY hat der Künstler zunächst nicht ortsbezogen geschaffen, ja nicht einmal mit dem Blick auf die Antike. Ägyptologen waren es, die ihn auf die Aktualität dieses Satzes für die Kunst Altägyptens hinwiesen, und er war begeistert von der Idee, dieser Arbeit im Ägyptischen Museum München ihren endgültigen Platz zu geben. Mit ihm zusammen wurde der stimmige Platz ausgewählt, wurden Größe und Farbe sowie die genaue Positionierung im Raum festgelegt.
Welcher Ort wäre stimmiger für dieses Werk als dieses Museum, das sich inmitten des Kunstareals als Brücke zwischen Orient und Okzident, zwischen Antike und Moderne versteht, das durch die neuartige Präsentation das zeitlos Künstlerische in den Mittelpunkt stellt. Für das Konzept des Museums hätte keine prägnantere Formel gefunden werden können, kein eindrucksvolleres Medium als das Kunstwerk der Lichtskulptur von Maurizio Nannucci.