11.03.2020

Objekt des Monats März

Koptischer Wandbehang

Aus der Spätantike sind eine Menge Stoffe mit ornamentalen oder figürlichen Motiven überliefert. Bei der überwiegenden Anzahl der Stücke handelt es sich um kleinformatige Fragmente, die als Besatzstücke von Gewändern, zumeist Tuniken, gedient haben und erst in der Neuzeit abgetrennt bzw. zerschnitten worden sind. Die größeren Stücke – es sind Stoffe bis zu einer Größe von mehreren Quadratmetern überliefert – waren ursprünglich Bestandteil von Behängen, die an den Wänden der Kirche oder auch zur Abtrennung von Räumen aufgehängt waren. Neben Ornamenten, Blumenmustern und Tieren zeigen sie auch großformatige Darstellungen figürlicher Szenen, manchmal sogar mit Namensbeischriften historischer Persönlichkeiten.


Dieser Stoff stellt in die Rahmung eines Flechtbandes eine Reihe von männlichen Figuren mit betend erhobenen Armen, sogenannte Oranten. Die beiden erhalten Figuren – vermutlich hat sich die Reihe nach rechts fortgesetzt – tragen eine phrygische Mütze und Tuniken mit reichem Besatz. Halblinks hinter die rechte Beterfigur ist ein dritter Mann gestellt, der in seiner rechten Hand, die bis zur Taille erhoben ist, ein Kreuz in Form des altägyptischen Anch-Zeichens hält. Diese Hieroglyphe bedeutet „Leben“ und wird in altägyptischen Darstellungen stets von Göttern gehalten. Ob in dieser Szene eine biblische Erzählung wiedergegeben ist oder eine liturgische Darstellung – der Mann mit dem Anch-Kreuz also ein Priester wäre – muß ohne Kenntnis des Gesamtzusammenhanges offen bleiben. Bei den fragmentarisch erhaltenen Tierdarstellungen wird es sich um Kamele handeln.

© SMÄK

Wollen, Leinen
Koptische Zeit, 7./8. Jhdt. n. Chr.
ÄS 6934
(Neupräsentation im Raum „Nach den Pharaonen)