01.03.2012
Objekt des Monats März ’12: Stele des Rahotep
Dem ägyptischen König war eine Doppelnatur eigen, stets war er Gott und Mensch zugleich.
Die Unterschiedlichkeit dieser beiden Wesensformen Pharaos wurde schriftlich formuliert in verschiedenen Namensformen des jeweiligen Herrschers, in verschiedenen Begriffen für „König“ überhaupt, je nachdem, ob die einmalige historische (=menschliche) Persönlichkeit angesprochen oder das überpersönliche (=göttliche) Amt des Königs gemeint war. In der Kunst unterscheiden sich die beiden Wesensformen ikonographisch und stilistisch. So trägt der König als Mensch die Tracht seiner Zeit, während der göttliche Pharao dieselben Kleider und Attribute wie ein Gott zeigen kann. Vor allem in der Rundplastik steht eine kindlich-jugendliche Darstellung für den göttlichen und ein altersgeprägtes Gesicht für den historisch-menschlichen König Im unteren Register dieser Stele richtet ihr Stifter, der Vezir Rahotep, ein Gebet an „Ramses-geliebt-von Amun, Herrscher-der-Herrscher, großer Gott“. Dabei handelt es sich nicht um den König selbst, sondern um den Eigennamen einer Kolossalstatue, die oben links mit Rückenpfeiler in reiner Seitansicht auf einem Podest steht. Die dahinter dargestellten Ohren verweisen auf die Aufgabe der Statue, die auch inschriftlich erwähnt wird: „Die-die-Bitten-erhört“.
Sozusagen als Mittler zwischen dem betenden Rahotep im unteren Teil der Stele und dem angebeteten Gott, den in seiner Statue vergöttlichten Ramses, den „Herrscher der Herrscher“, ist rechts oben Ramses als irdischer König eingeschaltet und fungiert als Mittler zwischen Mensch und Gott. Er opfert an einem reich beladenen Opfertisch vor seinem vergöttlichten Selbst Weihrauch und Wasser.
Die beiden Darstellungen des Königs differenzieren also in bild un Text klar zwischen dem irdischen Herrscher in der modischen Tracht der