28.01.2014
Objekt des Monats Januar: Eine Ahnenbüste aus Holz
Um die Ahnen günstig zu stimmen, stellte man kleine Büsten aus Holz oder Stein in Nischen oder Schreinen zu Hause auf
Um die Ahnen günstig zu stimmen, stellte man kleine Büsten aus Holz oder Stein in Nischen oder Schreinen zu Hause auf, ein Brauch, der vor allem aus Deir el-Medineh bekannt ist. Ungewöhnlich ist die Wahl einer Büste zur Darstellung der Vorfahren, da dieser Statuentyp ansonsten in der ägyptischen Kunst nur sehr selten verwendet wurde.
Der familiäre Ahnenkult beruhte auf der Vorstellung, dass der Verstorbene nicht nur im Jenseits aufersteht und fortlebt, sondern von dort aus auf die Hinterbliebenen eine nützliche oder aber auch schädliche Wirkung ausüben kann, zum Beispiel durch Träume. Dies musste beeinflusst und gegebenenfalls verhindert werden. So suchte man den Kontakt zu den Verstorbenen durch Briefe und bei Totengedenkfeiern.
Dieser Brauch gehört in das Umfeld der „persönlichen Frömmigkeit“, ein Begriff, der eine religiöse Haltung umschreibt, die vor allem in der Ramessidenzeit weit verbreitet war. Ihr liegt das Gefühl einer schicksalhaften Abhängigkeit des Einzelnen von einer bestimmten Gottheit zugrunde, die er sich selbst erwählt hat. Diese Frömmigkeit ist entstanden aus einer Art Lebensangst, die aus der Isolierung des Menschen in der Gesellschaft geboren wurde. Das Phänomen der „Persönlichen Frömmigkeit“ erfährt seinen Durchbruch in der Amarna-Zeit als Reaktion auf den monotheistischen Kult des Sonnengottes Aton, als Echnaton mit seiner Lehre des einen Gottes die persönliche Bindung des Einzelnen an die Gottheit zurückgedrängt hatte.
In seinem Bemühen, diese Isolierung zu durchbrechen, sucht der Mensch Beistand und Geborgenheit bei einer Gottheit. Jeder Gott kann zu einer persönlichen Schutzgottheit erwählt werden, meistens treten heimische Götter aus der Umgebung des Hilfe suchenden Menschen auf. Auch vergöttlichte Könige können in Gestalt ihrer Statuen die Rolle der persönlichen Schutzgottheit übernehmen.
Kapernholz
H. 9,6 cm, Br. 5,6 cm
Neues Reich, 19./20. Dynastie, 1300 – 1100 v. Chr.
ÄS 448
(Die Ahnenbüste ist derzeit als Gastobjekt im Internationalen Keramikmuseum in Weiden ausgestellt und wird dort bis zum Sommer zu sehen sein).