04.02.2020

Objekt des Monats Februar

Familiengruppe

Mann und Frau sitzen nebeneinander auf einer quaderförmigen Bank ohne Rückenplatte, strikt frontal ausgerichtet, die jeweils linke Hand auf ihren Oberschenkel gelegt. Mit ihrem rechten Arm umfasst die Frau ihren Mann. In diesem Motiv der Umarmung, das meist die Frau als die aktivere zeigt und ihre dominante Rolle innerhalb der Familie als „Herrin des Hauses“ widerspiegelt, wird das Verhältnis der beiden Geschlechter im häuslichen Bereich künstlerisch formuliert.

Gemäß ihrer Rollenverteilung ist der Mann, außer Haus tätig, mit rötlich-brauner, die Frau, für das Haus und die Erziehung der Kinder zuständig, mit heller Hautfarbe wiedergegeben – auch wenn dies ihrer tatsächlichen Aufgabenverteilung im Einzelfall nicht entsprochen haben mag. Beide Rollen wurden als gleichwertig angesehen. Zwischen den Eltern sind noch Füße und Unterschenkel einer kleinen Figur erhalten, die ursprünglich separat gearbeitet und mit einem Holzdübel eingefügt, also nachträglich der Gruppe der Eltern hinzugefügt worden war, vielleicht als Hinweis auf einen spätgeborenen Sohn und Stammhalter.

Sitzbank und Basis sind mit schwarzer Farbe bemalt, mit der ein wertvolleres Material – ein Hartgestein wie Granit oder Basalt – vorgetäuscht werden soll. Auf der Basis sind auch die Namen der dargestellten Personen überliefert: Der Mann Sabu, von Beruf Mumifizierer, die Frau Meritites und ihr Sohn Iseb-der-Kleine, werden in ihrer Festtagstracht mit Perücken und Schmuckkrägen wie zum Familienphoto in der Statue festgehalten – eine Momentaufnahme für die Ewigkeit.

Gruppenstatue des Sabu und der Meritites© SMÄK, Marianne Franke

Kalkstein, bemalt
H. 56 cm, Br. 36 cm, T. 30 cm
Vermutlich aus Giza
Altes Reich, 5. Dynastie, um 2400 v. Chr
ÄS 7146
(ausgestellt im Raum „Kunst und Form“)