01.04.2008

Neuerwerbungen des Freundeskreises

Im vergangenen Jahr hatte das Museum die Mitglieder seines Freundeskreises zur Unterstützung beim Ankauf einiger zwar kleiner, aber hochinteressanter Objekte aufgerufen. Dieser Spendenaufruf ist überaus erfolgreich gewesen, alle drei Stücke konnten erworben werden und sollen hier kurz vorgestellt werden

Relief mit Darstellung der Nofretete

Das kleine Fragment eines Tempelreliefs stammt ursprünglich aus dem Aton-Heiligtum in Karnak, das Echnaton für seinen neuen Gott östlich des großen Amun-Tempels errichtet ließ und der nach seinem Tod abgerissen wurde.

Es zeigt eine schlanke Frauengestalt mit Uräus und hoher Doppelfederkrone, die als Nofretete identifiziert werden kann. Aus der strikten Seitansicht ergibt sich, dass nicht eine lebende Person, sondern eine Statue dargestellt ist. Kleine Figuren von Echnaton und Nofretete finden sich als Dekoration an Altären mit Opferaufbauten. Der Gegenstand vor der Königin ist als Spitzbrot zu ergänzen, das hier überdimensional dargestellt ist.

Fragment einer königlichen Beterstatue

Das Fragment einer rechten Hand mit darunter liegendem Schurzteil stammt von einer Beterstatue: Dieser Statuentyp zeigt einen stehenden Mann mit ausgestreckten Armen, die Hände flach auf den Schurz gelegt – ein Betgestus. Aus der diagonalen Streifung des Schurzes sowie dem rechts noch erkennbaren Gehänge mit Uräusschlange erlaubt die Zuweisung des Fragmentes zu einer königlichen Statue.

Aus ikonographischen und stilistischen Gründen lässt sich die Datierung ziemlich exakt auf das Ende der 12. Dynastie einengen, wozu auch das Material, ein sehr dichter Kalkstein, passt. Die hohe Qualität des Fragmentes lässt sich sowohl an den feinen Details der Innenzeichnung des Schurzes als auch an der Plastizität der Hand erkennen – die Statue ist ein Meisterwerk allerersten Ranges gewesen.

Fragment vom Sarg der Königin Sat-djehutj

Das Bruchstück eines hölzernen Sarges mit 15 Inschriftzeilen lässt sich sowohl paläographisch (also durch die „Handschrift“) als auch durch die Nennung des Namens dem Sarg einer Königin der späten 17. Dynastie zuweisen, von dem das Museum bereits den überlebensgroßen vergoldeten Kopfteil besitzt. Bei dem Text handelt es sich um zwei Sprüche aus dem ägyptischen Totenbuch. Ursprünglich ist die gesamte Innenseite des Sarges mit diesen Jenseitstexten bedeckt gewesen.

Alle drei Ankäufe sind hochinteressant:

Mit dem Fragment eines Amarna-Reliefs besitzt nun auch München „seine“ Nofretete. An der Hand von einer Beterstatue ließe sich trotz des fragmentarischen Zustandes die Kunstgeschichte einer ganzen Epoche festmachen. Und die Entdeckung eines zu einem schon vorhandenen Objekt passenden weiteren Stückes stellt immer einen besonderen Glücksfall dar.

Diese drei Neuerwerbungen haben bereits ihren festen Platz in der künftigen Dauerausstellung im neuen Museum.

Herzlichen Dank an alle, die mit ihrer Spende zum Erwerb beigetragen haben!

Relief mit Darstellung der Nofretete, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1350 v. Chr.
Relief mit Darstellung der Nofretete, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1350 v. Chr.
Fragment einer königlichen Beterstatue, Mittleres Reich, 12. Dynastie, Zeit Amenemhets IIII., um 1800 v. Chr.
Fragment einer königlichen Beterstatue, Mittleres Reich, 12. Dynastie, Zeit Amenemhets IIII., um 1800 v. Chr.
Fragment vom Sarg der Königin Sat-djehutj, Zweite Zwischenzeit, 17. Dynastie, um 1650 v. Chr.
Fragment vom Sarg der Königin Sat-djehutj, Zweite Zwischenzeit, 17. Dynastie, um 1650 v. Chr.