01.11.2023

Mit Blitz und Donner

Eine Bronzestatue des Gottes Reschef

Die Statuette im Bronzevollguss zeigt den syrisch-phönizischen Blitz- und Donnergott Reschef in ägyptischer Stand-Schreithaltung mit vorgestelltem linken Bein. In der erhobenen rechten Hand hielt er Speer (oder Schwert), in der nach vorn ausgestreckten Linken ein Schild. Bekleidet ist er mit einem kurzen Schurz. Aus einer Schilfkrone in seinem Herkunftsland ist die in der Form ähnliche Weiße Krone Oberägyptens geworden. Aus einem Antilopenkopf an der Stirn, der auf auf seine ausländische Herkunft aus der Wüste verweist, ist eine Uräusschlange geworden.

Seit dem späteren Mittleren Reiches (um 1800 v. Chr.) sind mit den asiatischen Händlern und später den Fremdherrschern (Hyksos) auch Götter aus Vorderasien in Ägypten bekannt geworden. Waren dies anfangs nur vereinzelte Nennungen, nimmt die Verehrung ausländischer Götter dann im Neuen Reich deutlich zu und hat ihren Schwerpunkt in Unterägypten, vor allem im Ostdelta (in der Ramses-Stadt) bis in den memphitischen Raum. Naturgemäß wurden die ausländischen Götter vor allem von den Ausländern in Ägypten verehrt.

Bronzestatue des Gottes Reschef, aufrechtstehend, die rechte Hand erhoben, die Linke am Körper angewinkelt. Reschef trägt eine Hohe, konisch zulaufende Krone und einen Schurz.© SMÄK, M. Franke

Reschef wird in Ägypten oft gemeinsam mit dem ägyptischen Fruchtbarkeitsgott Min sowie mit anderen ausländischen Göttinnen gezeigt: mit der wesensverwandten Astarte, der „Herrin des Kampfes“ und Herrin von Pferd und Wagen, mit der westsemitische Göttin Anat, die nicht immer eindeutig von Astarte zu unterscheiden ist, der sie in Ikonographie (oberägyptische Krone mit Federn, bewaffnet mit Schild, Speer und Schwert) und Funktion (Kriegsgöttin) ähnelt, und schließlich mit der syrischen Kadesch, der Göttin der Fruchtbarkeit und Erotik, worauf die Nacktheit ihrer Darstellung hinweist. Auf ihre fremdländische Herkunft verweist die frontale Darstellung: Kadesch wird auf einem Löwen stehend gezeigt.

Erstmals ist Reschef in Ägypten in der 12. Dynastie belegt, in einem theophoren Namen eines Brauers Aper-Reschef in einem Papyrus. Erst ab der 18. Dynastie tritt er auch in Darstellungen auf, und von Ausnahmen abgesehen, sind die Denkmäler eher bescheiden: kleine Stelen, Bronzestatuetten und Ostraka. Doch auch Amenophis II. bezeichnet ihn auf der Sphinxstele als seinen Schutzgott, und selbst die Priester der thebanischen Nekropole versicherten sich seines Schutzes.

In Ägypten hat Reschef sein Wesen geändert. Er ist nun nicht mehr ein mächtiger Kriegsgott, sondern eine hilfreiche Gottheit im Alltagsleben, die Schutz vor Krankheit und Heilung bei Verletzungen brachte.

Bronze, Vollguss
H. 11,5 cm, Br. 4,8 cm, T. 4,8 cm
Spätzeit, 750-730 v. Chr.
ÄS 7223
(Ausgestellt im Raum „Religion“)