17.02.2023
Götterpaar
Isis und Serapis
Die Köpfe des Götterpaares Isis und Serapis stammen von zwei einzelnen Statuen, die gemeinsam in einem Tempel aufgestellt waren, der vermutlich diesen beiden Gottheiten geweiht war. Isis, eine alte ägyptische Muttergottheit, war in der Spätzeit zur wichtigsten Göttin aufgestiegen. Ihr Kult hat dann unter der griechischen, später auch römischen Bevölkerung Ägyptens zahlreiche Anhänger gefunden.
Ihr Partner wird der Gott Serapis, eine zu Beginn der Ptolemäerzeit in Alexandria geschaffene Erscheinungsform einer männlichen Universalgottheit mit Zügen des Jenseits- und Auferstehungsgottes Osiris, dem Fruchtbarkeit verkörpernden Apis-Stier sowie des Zeus und Dionysos. Er war von Menschen geschaffen: von Ptolemäus I., dem Nachfolger von Alexander dem Großen, der 332 v. Chr. Ägypten erobert und kurz darauf Alexandria gegründet hatte. Der neue Herrscher versucht mit der Erschaffung des Serapis, der Züge griechischer und ägyptischer Götter vereinigt, die beiden Kulturen im Kult einer Gottheit zu verschmelzen, was jedoch nicht gelingt.
Die Statuenköpfe zeigen die charakteristische Ikonographie der beiden Götter. Serapis trägt eine an der Darstellung des Zeus orientierte Haar- und Barttracht mit langen Locken, die in einem Wirbel oberhalb der Nasenwurzel die Stirn frei lassen („Anastole“). Auf dem Kopf trägt er den Kalathos, einen Getreidescheffel mit reliefierten Ähren (oder Olivenzweigen).
Auch Isis trägt eine Lockenfrisur, die am Oberkopf von einer Binde zusammengehalten wird und in langen Korkenzieherlocken beiderseits des Gesichts bis auf die Schultern herabfällt. Ein großes, mit Fransen versehenes Tuch liegt über den Schultern und bedeckt den Oberkörper. Diese Stola ist zwischen den Brüsten verknotet: Der „Isis-Knoten“ ist ein charakteristisches Merkmal ihrer Tracht. In die tiefe Bohrung auf dem Kopf war ursprünglich der Kopfputz einer Göttin eingesetzt, möglicherweise ein Kuhgehörn mit Sonnenscheibe.
Dieses Detail ist der altägyptischen Ikonographie entnommen, während die sonstige Darstellung der beiden Götter ganz in hellenistischer Tradition steht. Der im Ansatz erhaltene Rückenpfeiler stellt klar, dass die Statuen in Ägypten entstanden sind.
Zwar war Ägypten als Folge der Niederlage der vereinigten Flotten der ägyptischen Königin Kleopatra und des römischen Feldherrn Marc Anton gegen Octavian, den späteren Augustus, in der Seeschlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr. zur Provinz und damit zur Kornkammer des Römischen Reiches geworden. Doch in der Folge beginnt ein Siegeszug altägyptischer Traditionen bis an die Grenzen dieses Imperiums, ein Triumph vor allem der ägyptischen Götter, allen voran der zur Universalgöttin gewordenen Isis und ihres Kultgenossen Serapis, der außerhalb Ägyptens viel populärer wurde als im Land selbst.
Kalkstein
H. 52 cm, Br. 45 cm, T. 38 cm (Isis)
H. 50 cm, Br. 28 cm, T. 40 cm (Serapis)
Vermutlich aus Mittelägypten
Römerzeit, um 300 n. Chr.
ÄS 6059, 6060
(ausgestellt im Raum „Ägypten und Rom“)