01.03.2022

Flechtwerk

Gebrauchsgegenstände aus Flechtwerk sind im Niltal bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. gefertigt worden. Als Materialien wurden unter anderem Papyrus, Schilf, Palmfaser und  -blatt sowie verschiedene Gräser verwendet.

Geflochtene Körbe in unterschiedlichen Formen und Größen waren neben Tongefäßen die häufigsten Haushaltsgegenstände – und die billigsten, da ihr Material entlang des Nils überall verfügbar und leicht zu verarbeiten war. Körbe wurden nicht nur zur Lagerung und zum Anrichten von Lebensmitteln wie Brot, Obst und Gemüse verwendet, sondern dienten auch zur Aufbewahrung verschiedenster Gegenstände des persönlichen Besitzes wie Schmuck und Toilettenartikel. In dieser Funktion wurden sie auch den Verstorbenen ins Grab mitgegeben.

Korb mit halb aufliegendem Deckel, darim Reste von Brot© SMÄK, Marianne Franke

Körbe und Schüsseln mit Resten altägyptischer Nahrungsmittel© SMÄK, Marianne Franke

Dank des trockenen Klimas in Ägypten haben sich viele dieser Grabbeigaben in gutem Zustand erhalten, oft sogar mit Inhalt wie dieser kleine Korb mit Deckel: Er enthält zwei Spitzbrote sowie ein zerkrümeltes Fladenbrot. Ursprünglich stammt er aus der Bestattung eines kleinen Mädchens, aus der neben einem bemalten Sarg auch andere getrocknete Lebensmittel erhalten sind wie Datteln und verschiedene Nüsse.

Gefertigt wurde der Korb in einer Technik, die noch heute beim Flechten üblich ist: Ein mit Blättern oder Blattstreifen umwickelter Strang aus Gräsern oder Binsen wird spiralförmig zum Aufbau der Wandung und des Deckels umeinander geführt und mit denselben Materialien „vernäht“. Etwa eine Fingerbreite unterhalb des Randes liegt innen ringförmig ein weiterer Strang, der als Auflage für sein Gegenstück an der Unterseite des Deckels dient, so dass dieser nicht verrutschen konnte. Fast alle der erhaltenen Körbe wurde in dieser Technik gefertigt, die auch für Schalen, Köcher und die Riemen von Sandalen verwendet wurde.

Pflanzenfaser
Theben
H. 7 cm, ø 14,5 cm
Neues Reich, 18. Dynastie, um 1300 v.Chr.
München ÄS 298
(Ausgestellt im Raum „Jenseitsglaube“)