01.02.2021

„Die Erfolgsgeschichte weiterschreiben“

Direktorin Sylvia Schoske verschiedet sich in den Ruhestand

Dr. Sylvia Schoske steht inmitten von altägyptischen Skulpturen im Museum© SMÄK, Marianne Franke

Kunstminister Bernd Sibler betonte: „Dr. Sylvia Schoske hat mit ihrer großartigen Arbeit das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München zu einer Weltmarke aufgebaut. Dabei hat nicht nur ihre historische Genauigkeit und Expertise die Besucherinnen und Besucher in den Bann gezogen. Auch ihr modernes Verständnis von Museum als einem Ort der Teilhabe und der Begegnung von Menschen jeden Alters hat das SMÄK zu einem Besuchermagneten geformt. Für dieses große Engagement für den Kulturstaat Bayern und die vertrauensvolle Zusammenarbeit möchte ich mich herzlich bedanken. Für den neuen Lebensabschnitt wünsche ich ihr alles erdenklich Gute!“

Die langjährige Direktorin des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst, Dr. Sylvia Schoske, verabschiedet sich in den Ruhestand. Ihre Amtszeit endete offiziell am 31. Januar 2021. Die Ägyptologin leitete das Museum, das unter ihrer Ägide zu einem der führenden ägyptischen Museen der Welt wurde, seit 1989. Sie war maßgebliche Impulsgeberin für die Errichtung eines weithin beachteten Museumsneubaus, der 2013 im Herzen des Münchner Kunstareals eröffnet wurde. Für das unterirdisch gelegene, aber mit Tageslicht beleuchtete Museum entwickelte sie eine neuartige Ausstellungskonzeption, die sich nicht an chronologischen Ordnungen, sondern an Themenblöcken orientiert. Durch das ebenso suggestive wie ausgeklügelte Material-, Beleuchtungs- und Medienkonzept sind der Neubau und seine Ausstellung zu einem Anziehungspunkt für Museumsbesucherinnen und -besucher aus Bayern, Deutschland und der ganzen Welt geworden. Konsequent positionierte Sylvia Schoske dabei „ihre“ Institution als Kunstmuseum. Bereits im Jahr 2000 erfolgte unter ihrer Führung die Umbenennung von Staatlicher Sammlung in Staatliches Museum Ägyptischer Kunst.

Sylvia Schoske bezeichnet sich als „leidenschaftliche Museumsgestalterin“. Durch ihr Wirken zog sich als roter Faden die Frage, wie ein ägyptisches Museum zu einem Ort ästhetischer und gesellschaftlicher Relevanz werden kann. In zahlreichen Programmen und Angeboten entwickelte sie neue Formen der Museumspädagogik und Partizipation, um die Bezüge altägyptischer Kunst und Kultur mit unserer Gegenwart vielfältig erfahrbar zu machen. Schon früh bot das Museum Programme und Sondermedien für Kinder und Familien an. Heute verfügt das Haus über eine genauso breite wie hoch differenzierte Palette museumspädagogischer Angebote, deren Adressatenbandbreite sich vom Kita- über das Schulkind, den Jugendlichen ab 12 Jahren bis hin zum Erwachsenen und zum Senioren erstreckt. Die Vielfalt reicht von museumsspezifischen Kindermedien unter dem Dach einer eigenen Kindermarke bis hin zu digitalen Anwendungen der Augmented Reality. Auch in Sachen Inklusion setzte das Museum unter Sylvia Schoske Maßstäbe. So wurde das Haus das erste zertifizierte barrierefreie Museum in Bayern. Zu den Inklusionsstrategien gehören etwa spezielle Medienguides für Hörgeschädigte, Touch-On-Galerien und Braillebeschriftungen für Sehbehinderte und Blinde, Führungen für Demenzkranke und viele andere inklusive Angebote mehr.

In ihrer mehr als 30-jährigen Wirkungszeit als Direktorin entwickelte Sylvia Schoske eine Vielzahl von Ausstellungen, die sowohl am Münchner Stammhaus wie an anderen bayerischen Zweigmuseen gezeigt wurden. Die Gesamtsumme beläuft sich auf über 100 Ausstellungen. Darunter waren kleine, aber thematisch ambitionierte Sonderausstellungen an mehr als 25 Standorten in Süddeutschland genauso wie sogenannte „Blockbuster-Ausstellungen“, die jeweils weit über 100.000 Besucherinnen und Besucher anzogen, so etwa die Ausstellungen „Goldsarg“, „Ägypten 2000“ oder „Faraon“. Einige dieser Ausstellungen gingen auch international auf Tournee.

Immer wieder suchte Sylvia Schoske den Dialog mit der Kunst der Gegenwart. In zahlreichen Sonderausstellungen sorgte sie für Begegnungen von zeitgenössischer Skulptur, Installation oder auch Malerei mit altägyptischer Kunst. So ist das erste Kunstwerk, das die Dauerausstellung im Neubau eröffnet, die Lichtinstallation „All Art Has Been Contemporary“ des italienischen Lichtkünstlers Maurizio Nannucci. Die Klanginstallation „The Pomegranate Tree“ des Münchner Komponisten Mark Polscher war die erste dauerhafte Einrichtung eines Klangkunstwerks in einem deutschen Museum. Seit 2012 wird sie einmal wöchentlich aufgeführt. Unter der Ägide von Sylvia Schoske entwickelte sich das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst auch zu einem Kultur- und Veranstaltungsort, wo Konzerte, Opern- und Theateraufführungen, Lesungen, Performances und andere Kunstdarbietungen stattfinden.

Im Jahr 2013 hat Sylvia Schoske das archäologische Grabungsprojekt in der Königsstadt Naga im Sudan von Berlin nach München übernommen und seither erfolgreich geführt.

Sylvia Schoske übergibt ein gut aufgestelltes, auf- und anregendes Haus: „Es hat mir große Freude bereitet, das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst dorthin zu entwickeln, wo es heute steht – ich bin sicher, dass der Status Quo eine gute Basis dafür ist, auch in Zukunft die Erfolgsgeschichte des Museums weiterzuschreiben.“