14.06.2011

Der Neubau des Museums

Mit der Schlüsselübergabe für das neue Gebäude erfüllt sich ein jahrzehntelanger Traum

Mit der Schlüsselübergabe für das neue Gebäude erfüllt sich ein jahrzehntelanger Traum: Der jetzige Standort des Museums im Hofgartentrakt der Münchner Residenz war seit der Eröffnung 1970 als Provisorium gedacht gewesen. So schön die Räume für sich betrachtet sein mögen: Das Fehlen jeglicher Infrastruktur wie Vortragsraum, Shop, Garderobe, Räume für Museumspädagogik und Sonderausstellungen, Barrierefreiheit, wie sie heute für jeden Museumsbetrieb unerlässlich ist, hat sich mit den steigenden Besucherzahlen in den vergangenen Jahren mehr und mehr negativ ausgewirkt. Auch waren die Museumsräume wegen Neuerwerbungen und Schenkungen viel zu klein geworden, die konservatorischen Bedingungen genügten dem Anspruch der empfindlichen Exponate nicht mehr. Auch die beiden Standorte – Ausstellungsräume in der Residenz, Verwaltung, Werkstätten und Depots in der Meiserstraße – erwiesen sich als zeitraubend und Kosten verursachend.

So hatten bereits in den späten 70-er Jahren unter dem damaligen Direktor Dietrich Wildung Überlegungen zu einem Neubau begonnen, die zehn Jahre später zu einem ersten, wenn auch noch folgenlosen städtebaulichen Ideenwettbewerb geführt haben. In der folgenden Zeit wurden dann immer wieder bestehende Gebäude für eine Umwidmung in Betracht gezogen, ohne dass dies zu einem überzeugenden Resultat geführt hätte.

Mit dem Neubau erhält das Ägyptische Museum nicht nur ein neues Gebäude, das technisch und funktional alle Anforderungen an einen Museumsbau erfüllt, werden nicht nur erstmals alle Funktionen unter einem Dach vereint – darüber hinaus kann es künftig ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen: Es erhält außerhalb Ägyptens den einzigen Museumsbau weltweit, der ausschließlich altägyptischen Exponaten gewidmet ist. Der neue Standort im Zentrum des Kunstareals, zwischen den Pinakotheken und der Antike am Königsplatz, gibt Altägypten auch räumlich den adäquaten Platz als integralem Bestandteil der Weltkunst.

Dieser besonderen Situation entspricht die Architektur: Die künftigen Ausstellungsräume liegen unter der Freifläche vor der Filmhochschule komplett unterirdisch. Was vordergründig die Vorstellung vom alten Ägypten zu bestätigen scheint, erweist sich beim Eintritt als „Hinuntersteigen zum Licht“: Über eine breite Freitreppe und eine noch tiefer hinabführende Rampe betritt der Besucher große, kirchenschiffähnliche Räume, die von einem versenkten Atrium Tageslicht erhalten. Im weiteren Fortgang wechseln sich hohe, weite Hallen mit intimeren kleinen Räumen ab, gewähren Durchblicke die Sicht auf herausgehobene Exponate. An keiner Stelle ist die Architektur vordergründig ägyptisierend – und doch werden im Besucher Assoziationen an Tempelräume und Königsgräber lebendig.

Dieser Architektur, von Peter Böhm in enger Abstimmung mit dem Museum entworfen, entspricht eine neuartige Konzeption der künftigen Dauerausstellung, die sich nicht mehr an chronologischen Vorgaben, sondern an Themen orientiert. Mit rund 1800 qm wird künftig mehr als dreimal so viel Platz zur Verfügung stehen wie am bisherigen Standort – zuzüglich eines Raumes für Sonderausstellungen.