OPERATION FINALE
24.11.2023–04.08.2024
Ausstellung verlängert bis 4. August 2024!
Führungen für Schulklassen
Die Ergreifung & der Prozess von Adolf Eichmann
Ein untergetauchter Nazi-Verbrecher, eine geheime Verfolgungsaktion und eine spektakuläre Ergreifung: Die Ausstellung „Operation Finale“ zeigt, wie der israelische Geheimdienst Mossad und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Jahr 1960 Adolf Eichmann, einen der berüchtigtsten Holocaust-Täter, in Argentinien ausfindig machten, wie seine Entführung nach Israel durchgeführt und wie ihm schließlich der Prozess gemacht wurde. Es war der erste große Prozess, in dem Opfer des Holocaust vor der Weltöffentlichkeit Zeugnis von den Verbrechen der Nazis ablegten.
Die Ausstellung „Operation Finale“ stammt aus Israel und den USA und wird von der Adolf Rosenberger gGmbH und dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst (SMÄK) erstmalig nach Deutschland gebracht. Sie ist ab Freitag, 24. November 2023 im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München zu sehen: „Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit aus einer ungewöhnlichen Perspektive; wir zeigen sie im Rahmen der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des heutigen Standorts des Ägyptischen Museums“, erklärt Dr. Arnulf Schlüter, Direktor des SMÄK.
Schulklassenführungen (zu buchen über das Museumspädagogische Zentrum MPZ)
Zur Ausstellungsseite How to catch a Nazi
Adolf Eichmann – „Logistiker des Holocaust“
Im Berliner Reichssicherheitshauptamt war der ehemalige Obersturmbannführer der SS Adolf Eichmann maßgeblich für die Deportation und Ermordung der Juden verantwortlich. Nach dem Krieg gelang Adolf Eichmann die Flucht nach Argentinien, wo er fünfzehn Jahre untertauchen konnte. Als Ricardo Klement führte er das beschauliche Leben eines Kleinbürgers und umgab sich mit anderen geflohenen Nationalsozialisten. Am 11. Mai 1960 ergriffen ihn Agenten des Mossad in einem Vorort von Buenos Aires und entführten ihn nach Israel, wo ihm unter den Augen der Weltöffentlichkeit der Prozess gemacht wurde. Adolf Eichmann wurde am 15. Dezember 1961 zum Tode verurteilt.
Die Ausstellungspräsentation
„Operation Finale“ ist eine Multimedia-Ausstellung, die vom Maltz Museum (USA) in Zusammenarbeit mit dem Mossad – dem israelischen Geheimdienst – und ANU – dem Museum des jüdischen Volkes, entwickelt wurde. Kurzfilme, 70 Fotografien und 60 Exponate, darunter Landkarten und Dokumente, versetzen die Besuchenden direkt in die Szenerie Anfang der 1960er-Jahre. Zu sehen ist auch eine Nachbildung der kugelsicheren Glaskabine, in der Adolf Eichmann während des Prozesses aussagte. Mehr als fünfzehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Stimmen der Überlebenden in großer Zahl öffentlich gehört. Sie legten Zeugnis ab und dokumentierten Schmerz und Leid der Opfer. Erst durch ihre Aussagen entwickelte sich ein weltweit tieferes und umfassenderes Verständnis des Holocaust.
Die Ausstellung im deutschen Kontext
Die Geschichte der Ergreifung und Verurteilung Adolf Eichmanns wird in der Ausstellung eindrücklich nachvollziehbar. Die Ausstellung „Operation Finale“ wird deswegen in München in ihrem Originalzustand präsentiert. Ergänzt wird sie durch Module, die sich mit der Entstehung der Ausstellung beschäftigen und weitere Informationen über Fritz Bauer und die Auseinandersetzung mit dem Eichmann-Prozess in beiden deutschen Staaten liefern. Warum etwa entschied sich Fritz Bauer, die Informationen über den Aufenthalt von Adolf Eichmann mit dem Mossad zu teilen – nicht mit den deutschen Geheimdiensten? Und warum war die Verfolgung von Nazis durch die deutsche Justiz so zögerlich? Die Informationen im Ergänzungsteil der Ausstellung schaffen einen Rahmen, ordnen ein, ergänzen und kommentieren die Original-Ausstellung. Auf diese Weise werden unterschiedliche gesellschaftliche und historische Kontexte thematisiert und die Besuchenden dafür sensibilisiert.
Die Rolle von Fritz Bauer
Fritz Bauer, selbst Holocaust-Überlebender und nach dem Krieg hessischer Generalstaatsanwalt, gab dem israelischen Geheimdienst Mossad den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns. Daraufhin konnte Adolf Eichmann in Argentinien gefasst, entführt und 1961 in Jerusalem vor Gericht gestellt werden. Darüber hinaus fungierte Fritz Bauer als maßgeblicher Initiator der Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963–1965). Er verstand seine Arbeit als Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft und als Weg zur Schaffung eines demokratischen Rechtsbewusstseins in der jungen Bundesrepublik. Bei der Würdigung von Fritz Bauer wird die gemeinnützige Adolf Rosenberger gGmbH von Seiten des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main unterstützt. Fritz Bauer hat mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die bundesdeutsche Gesellschaft und Justiz der Nachkriegszeit die Erinnerung an die NS-Verbrechen nicht einfach verdrängen konnten.
Erinnerung als Mahnung
Im Jahr 2023 jährt sich der 85. Gedenktag der Reichspogromnacht am 9. November 1938. Dieser Tag steht in der jüdischen Gemeinschaft symbolisch für: „Das Tor zu Auschwitz“ (Dr. h. c. Charlotte Knobloch). Es besteht keinerlei Zweifel, dass zwischen Adolf Eichmann und Auschwitz ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Bis in die heutige Zeit ist die Wissensvermittlung über die Verbrechen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes ganz entscheidend durch die eindrucksvollen Schilderungen von Zeitzeugen geprägt. Die Zahl der noch lebenden Zeitzeugen nimmt allerdings Jahr für Jahr signifikant ab; bereits in wenigen Jahren wird diese Generation vollständig verschwunden sein. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, neue und innovative Formen des Erinnerns zu finden, damit eine lebendige Gedenkkultur bewahrt und das Verblassen der Erinnerungen an diese Zeit verhindert wird.
Die Besuchenden der Sonderausstellung werden durch die Ausstellung angeregt, sich mit der Person Adolf Eichmanns und den Holocaust-Verbrechen näher zu beschäftigen. Darüber hinaus verweist die Ausstellung auf die Strafverfolgung dieser Verbrechen nach 1945 und unterstreicht die Notwendigkeit, auch in der Gegenwart solche Massenverbrechen zu ahnden und den Opfern damit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Gerade vor dem Hintergrund neu auftretender gesellschaftlicher Spannungen appelliert die Ausstellung an die Besuchenden, auch im eigenen Alltag gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung vorzugehen.
Im Rahmen der Sonderausstellung werden thematisch passende Vorträge, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und Zeitzeugengespräche angeboten.
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst (SMÄK)
Gabelsbergerstraße 35
80333 München
Öffnungszeiten:
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10–18 Uhr
Preise/Tickets:
Sonderausstellung im Museumseintritt enthalten
Erwachsene € 7, ermäßigt € 5
Kinder unter 18 Jahren frei
Schirmherrschaft der Ausstellung
Bayerischer Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich als Vertreter des Freistaats Bayern
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dieter Reiter als Vertreter der Stadt München
Präsidentin Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch als Vertreterin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
Publikation zur Ausstellung
Frank Bajohr (Hrsg.), Sybille Steinbacher (Hrsg.)
Eichmann und der Holocaust. Ein Überblick
ISBN: 978-3-86331-717-1
In Kooperation mit:
VIP-Partner: