Menschen, Bilder, Orte

08.04.–31.07.2022

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

© MiQua / Die Werft

Eine Wanderausstellung des MiQua (LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln) im Rahmen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Ausstellungseröffnung und Einführung:
Menschen, Bilder, Orte

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst (SMÄK) in München zeigt ab Freitag, 8. April 2022 die Wanderausstellung „Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, ein Projekt des „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“, konzipiert von der leitenden Kuratorin Dr. Laura Cohen. Kombiniert wird die multimediale Ausstellung mit Werken des Fotografen Noah Cohen. Im Mittelpunkt der Wanderausstellung stehen bedeutende und weniger bekannte Persönlichkeiten, die mit ihren Biographien und Lebenswegen markante Ereignisse und Epochen jüdischer Geschichte in Deutschland widerspiegeln und die Perspektive auf den europäischen Raum ausweiten. Sie tourte anlässlich des Festjahres 2021 durch Nordrhein-Westfalen und ist nun erstmals in Bayern zu sehen. Im Ägyptischen Museum kommen die Porträts von jüdischen Menschen dazu, darunter auch Münchnerinnen und Münchner, fotografiert von Noah Cohen. Der Fotograf porträtiert sie an ihren Lieblingsplätzen und jenseits aller Stereotype. So weiten die Fotografien die Wanderausstellung in den bayerischen Raum hinein.

Jüdische Geschichte als Teil der deutschen Gesamtgeschichte

Die Ausstellung im Sonderausstellungssaal des Ägyptischen Museums umfasst vier begehbare, multimedial bespielte Kuben, die sich auf ihrer Innen- und Außenfläche jeweils mit einem eigenen Thema beschäftigen und so die 1700-jährige Geschichte und Geistesgeschichte des Judentums in Deutschland erfahrbar machen: Recht und Unrecht, Leben und Miteinander, Religion und Geistesgeschichte sowie Kunst und Kultur. Über Interaktionen können die Besucher*innen jüdische Geschichte und Gegenwart als Teil der deutschen Gesamtgeschichte selbst entdecken. Die Fotografien von Noah Cohen umrahmen die freistehenden Kuben und geben den Themen mit den Porträts von in München bekannten wie auch unbekannten Menschen ein Gesicht.

„Bis gleich, Isaak!“ – Die Fotografien von Noah Cohen

„Juden sind Deutsche – nicht durch ihre Religion definiert, sondern geprägt von Normen und Werten der deutschen Kultur und Sprache, wie alle anderen auch.“ So fasst der Fotograf Noah Cohen sein Anliegen zusammen, das hinter den 22 Fotografien unter dem Titel „Bis gleich, Isaak!“ steht. Er wurde in Tel Aviv geboren und lebt seit mehr als 30 Jahren in der Nähe von Dießen am Ammersee. Er begann damit, die Menschen im Ort zu fotografieren. 2021 stellte er seine Porträts deutscher Juden an ihren Lieblingsplätzen erstmals aus. Reduziert auf Schwarz-Weiß sind seine Bilder auf der Suche nach dem Wesen des Menschen.

Historisch kontaminierter Standort

Auf dem Areal, auf dem sich heute das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst befindet, sollte ab 1938 ein Kanzleigebäude der NSDAP errichtet werden. Hierfür wurden die Besitzer der Wohnhäuser an der Gabelsberger- und Arcisstraße enteignet und die Gebäude abgerissen. An ihrer Stelle war ein fünfstöckiger Bau mit mehreren Trakten und einer Länge von 180 Metern geplant. Als die Bauarbeiten an der Parteikanzlei wegen des Krieges eingestellt wurden, waren lediglich die unterirdischen Bunkeranlagen (mit vier Meter dicken Wänden aus Stahlbeton) fertiggestellt. Zwischen 1965 und 1970 wurde das Grundstück mit Institutsgebäuden der Technischen Universität teilweise überbaut. Im Zuge des Neubaus für das Ägyptische Museum und die Hochschule für Fernsehen und Film wurden ab 2007 die Institutsgebäude abgerissen und die Bunkeranlagen gesprengt. Im Foyer des Museums weist eine Informationstafel auf die Geschichte des Geländes hin.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Im Jahr 321 erließ Kaiser Konstantin ein reichsweites Gesetz, welches veranlasste, dass Juden von nun an in die Stadträte berufen werden konnten. Die Urkunde richtet sich explizit an den Kölner Stadtrat und weist somit als älteste erhaltene Quelle auf das Vorhandensein von Jüdinnen und Juden im Raum nördlich der Alpen hin. Von dieser ersten Erwähnung ausgehend entfaltet die Ausstellung anhand von persönlichen Geschichten einzelner Menschen, Bildern, Filmen und Fakten sowie Ereignissen ein Kaleidoskop jüdischen Lebens in Deutschland: gestern, heute und morgen. Insbesondere der Alltag und die Menschen stehen dabei im Vordergrund. Es werden Katastrophen und Unrecht thematisiert, es geht aber auch um das Miteinander in der Gemeinschaft, gegenseitige Wertschätzung und Hilfe, um zu zeigen: Jüdinnen und Juden sind seit mindestens 1700 Jahren fester Bestandteil der Bevölkerung, der Geschichte und der Gegenwart im heutigen Deutschland.

Die Wanderausstellung „Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ des „MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln“ ist ein wesentlicher Beitrag des Landschaftsverbands Rheinland zum gleichnamigen Festjahr, das vom Verein „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ initiiert wurde. Maßgeblich gefördert wird die Wanderausstellung durch das Bundesministerium des Innern und die Stadt Köln. Die Ausstellung war bereits zu sehen in der Alten Synagoge in Essen, im Landeshaus des LWL in Münster, im Landeshaus des LVR in Köln, im LVR-Niederrheinmuseum Wesel, im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund und im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Partner:
MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln
Landschaftsverband Rheinland (LVR)
Verein 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.
Bundesministerium des Innern
Stadt Köln
Musealis GmbH
Leo-Baeck-Institute New York/Berlin
Universitätsbibliothek Frankfurt a.M.