Stimmen vom Nil

Altägypten im Spiegel seiner Texte

12.12.2002–18.05.2003

Die erste Ausstellung weltweit, die sich mit dem Thema der altägyptischen Literatur befasst, führt die berühmtesten literarischen Papyri an einem Ort zusammen. Die wohl bekannteste Erzählung aus dem alten Ägypten, die „Lebensgeschichte des Sinuhe“, die Wundergeschichten des Papyrus Westcar und das „Zweibrüdermärchen“ sind ebenso in München versammelt wie die Lebenslehen des Ptah-hotep, des Cheti oder des Königs Amenemhet.

Auf dem Gang durch die Ausstellung begegnet der Besucher jedoch nicht nur diesen literarischen Texten, sondern auch Papyri mit Briefen und Urkunden, Zaubersprüchen und Liebesliedern, Akten und Gerichtsprotokollen wie dem Papyrus Abbott, der das Protokoll einer Kommission zur Untersuchung von Grabräubereien in Theben-West überliefert hat.

Biographische Texte finden sich auf Stelen oder sind den Statuen buchstäblich auf den Leib geschrieben – so auf der Stele des Bak, der Oberbildhauer des Echnaton war, der Statue des Senenmut, Bauleiter am Tempel der Hatschepsut in Deir el Bahari oder auf der Würfelfigur des Bekenchons, Hoherpriester des Amun unter Ramses II.

Der Komplex der historischen Texte ist vertreten durch die Semna-Stele, die Sesostris III. an der Grenze zu Nubien erricten ließ, durch die Erzählung vom „Streit zwischen Apophis und Sekenenre“ aus der Zweiten Zwischenzeit oder durch das Gedicht von der Kadesch-Schlacht zwischen Ramses II. und den Hethitern. Die Epoche der Amarna-Zeit ist vertreten durch die diplomatische Korrespondenz des Echnaton mit Fürsten aus Vorderasien, überliefert auf Keilschrifttafeln.

Der Schwerpunkt liegt auf Schriften literarischen Inhalts sowie Texten aus dem Alltagsleben. Sie werden illustriert durch die jeweils zugehörigen Objekte – seien es die Kosmetikgefäße und Salblöffel, die die Bilderwelt der Liebeslieder widerspiegeln, seien es die Statuen der Könige, die in den historischen Inschriften zu Wort kommen.

Der Clou der Ausstellung ist die Audio-Führung, die die altägyptischen Inschriften zum Leben erweckt (im Eintrittspreis enthalten). Eine Auswahl von über 40 Texten – im Original zu sehen – ist in Übersetzung zu hören; insgesamt kann der Besucher aus rund 4 Stunden Text auswählen. Für Kinder gibt es eine eigene Audio-Führung.

So sollte der Besucher etwas Zeit mitbringen, denn diese Ausstellung erschließt sich nicht im Vorbeilaufen. Er wird überrascht sein, wie aktuell und damit zeitlos die Aussagen der Skeptiker-Schriften sind, die Äußerungen im „Gespräch des Lebensmüden mit seiner Seele“ oder in den „Prophezeiungen des Neferti“, die Aussagen der Lebenslehren – Texte, die es verdient haben,
in ihrer gedanklichen Tiefe und sprachlichen Schönheit gleichrangig neben den Werken der klassischen Antike zu stehen.

Ausstellungsort:
Ägyptisches Museum in der Residenz,
80539 München, Hofgartenstraße 1

Plakat der Ausstellung Stimmen vom Nil
Plakat der Ausstellung Stimmen vom Nil

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