09.03.2016

Grabung in Naga: Die Frühjahrskampagne 2016

Die Frühjahrskampagne 2016

In der Frühjahrskampagne in Naga, die vom 22. Januar bis zum 04. März 2016 stattfand, wurden vor allem die Arbeiten am sog. Tempel 1200 fortgeführt. Ziel war es, den Tempel weiter freizulegen und Details des bisher einzigartigen Bautypus zu klären. Sowohl die Errichtung des Tempels auf einem Podium, wie die Raumaufteilung und die architektonische Gestaltung der Räume, sind in dieser Ausprägung in der bisherigen Sudanarchäologie ohne Parallele.

Die Ausgrabung der letzten Wochen konzentrierte sich auf die Ostseite des Tempels, wo eine große Anzahl von Blöcken ausgegraben und dokumentiert werden konnten. Dabei wurde in weiten Bereichen bereits die untere Mauerkante des Podiums und damit das antike Laufniveau des Areals freigelegt. Zahlreiche Keramikfunde sowie die Lage einzelner Blöcke, die nach dem partiellen Einsturz des Gebäudes als Windschutz für Kochstellen neu angeordnet wurden, zeugen davon, dass der Tempel nach Aufgabe seiner primären Verwendung als Sakralgebäude zumindest zeitweilig als Behausung weiterverwendet wurde.

Tempel 1200 von Süden gesehen© Naga-Projekt
Tempel 1200 von Süden gesehen

Einige relieffierte Blöcke aus dem Hauptraum des Tempels, die in der letzten Kampagne freigelegt wurden, aber zu fragil für den Transport waren, konnten nun nach restauratorischer Behandlung vorsichtig geborgen werden. Neu gefunden wurde v.a. eine große Anzahl unterschiedlichster Architekturelemente – Mauerblöcke diverser Formung, Säulen, Kapitelle, Rundstäbe, Hohlkehlen, und vieles andere. Sie geben Grund zur Annahme, dass das ehemalige Erscheinungsbild des Tempels in weiten Teilen rekonstruiert werden kann. Alle Grabungsfortschritte wurden u.a. mit Hilfe der Fotodrohne und den daraus entstehenden 3-D-Modellen der Grabungsfläche dokumentiert. Thomas Bauer von Trigon Art setzte die Dokumentation der Funde mit Streiflichtscanner fort.

Gerüst für die Festigung der Wände des Löwentempels© Naga-Projekt
Gerüst für die Festigung der Wände des Löwentempels

Parallel zu den Grabungen in 1200 gingen auch die Restaurierungsarbeiten an den anderen Gebäuden voran. Ein Team von RAO – Restaurierung am Oberbaum festigte die untersten Steinlagen des Löwentempels, die in der letzten Kampagne freigelegt wurden und konsolidiert werden mussten.

Am Ende der Kampagne wurde das Grabungshaus „sommerfest“ gemacht. Die Arbeiten werden im Herbst 2016 fortgeführt.