01.03.2025
Bissig!

Die Statuette eines krokodilgestaltigen Gottes aus dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München (ÄS 6080) gilt als der früheste Beleg eines ägyptischen Objektes aus Corinthium Aes („schwarzem Kupfer“). Die Statuette wird in das Mittlere Reich, um 1850 v. Chr., datiert. Textliche Erwähnungen zu „schwarzem Kupfer“ finden sich jedoch erst 400 Jahre später, so z. B. als Beute in den Kriegsannalen Thutmosis‘ III. im Karnaktempel.
Das Krokodil ist als Hohlguss hergestellt. Bereits beim Guss sind die Vertiefungen für die späteren Einlagen aus Elektron (Gold-Silber-Legierung) auf der Körperoberfläche ausgespart worden. Die Materialanalyse des Tierkörpers hat eine Legierung aus Kupfer mit Gold-, Silber- und Arsenanteilen nachgewiesen – das Objekt weist eine dunkelviolette bis schwarze Patina auf. Der leicht abstrahierte, geometrisch anmutende Rückenpanzer, die weicheren Bauchschuppen sowie weitere Details des Tieres sind durch tauschiertes Elektron hervorgehoben. Die Gottheit wird rein tiergestaltig präsentiert. Die kräftigen Beine der 18 cm langen Krokodilsfigur sind dynamisch nach vorne orientiert, der Kopf leicht nach oben gerichtet. Ein Teil des Schwanzes ist abgebrochen.


Krokodilskulte sind vor allem in der sumpfigen Oase des Fayum aber auch landesweit, wie im oberägyptischen Kom Ombo, belegt. Das Münchner Krokodil soll Teil eines Depotfundes bei der Pyramidenanlage Amenemhet III. in Hawara gewesen sein, wo weitere Priester- und Königsfiguren aus Metall gefunden wurden. Als Herkunftsort kann also das Fayum angenommen werden, wo die Statuette wahrscheinlich als Kultbild in einem Heiligtum aufbewahrt wurde – zumindest lassen das wertvolle Material und die aufwendige Gestaltung diesen Schluss zu.
Erscheinungsformen ägyptischer Götter sind generell vielgestaltig: Götterfiguren können in reiner Menschen- oder Tiergestalt oder als Mischwesen dargestellt werden. Ihre Kultbilder, ob aus Stein, Metall oder Holz, wurden in Tempeln aufgestellt und aufbewahrt. Die Kultfiguren im Allerheiligsten eines Tempels waren in tägliche Rituale eingebunden, bei denen die schützenden Schreine geöffnet, die Statuen begrüßt, bekleidet, beweihräuchert, gesalbt und versorgt werden konnten. Das Göttliche wurde so im Kultbild ansprechbar und erreichbar. Formal ist es dabei stets der König, der den Göttern opfert, was auch in den Inschriften und Darstellungen der Tempel verewigt ist.
Vom 18. März bis 14. September 2025 zu sehen in der Ausstellung Corinthium Aes
Kultstatue eines Krokodils aus dem Fayum
H. 4 cm, B. 18 cm, T. 6,4 cm
Schwarzes Kupfer mit Elektrontauschierung
Mittleres Reich, um 1850 v. Chr.
Inv. Nr. ÄS 6080