01.04.2020

Grabung in Naga: Die Frühjahrskampagne 2020

Kurzbericht über eine besondere Grabungskampagne

Die Frühjahrskampagne 2020 in Naga (Sudan) war besonders. Zunächst verlief alles wie geplant: Ein Teil des Teams (Dr. Karla Kröper und Christian Perzlmeier, M.A.) reiste Ende Januar in den Sudan und begann mit den Grabungsarbeiten an Gebäude 2200, einem großen Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude mit mindestens 22 Räumen, dessen partielle Freilegung bereits in der Herbstkampagne 2019 eine Vielzahl von Funden ergeben hatte. Als dann schließlich der zweite Teil der Mannschaft (Dr. Arnulf Schlüter und Thomas Bauer) nachkommen wollte, gab es Probleme mit der Erteilung der Visa und die Abreise verzögerte sich. Schließlich erhielten beide ihr Visum und konnten Ende Februar rechtzeitig zum Staatsbesuch von Bundespräsident Steinmeier in der Republik Sudan (27. Februar 2020) anreisen. Über die Treffen sowohl im Nationalmuseum wie beim Abendempfang in der Botschaft wurde bereits berichtet.

Grabungsareal Gebäude Naga 2100© Naga-Projekt
Grabungsareal Gebäude Naga 2100

Im Lauf der Kampagne begann das Team dann die Grabung an einem weiteren Gebäude (Naga 2100). Von hier stammen vier Löwenstatuen, bereits 1996 oberflächlich sichtbar waren und daher in einer Sondage geborgen und zur Sicherung ins Magazin verbracht wurden. Ziel der Grabung was es daher, den architektonischen Kontext der vier Löwenstatuen, die – soviel wissen wir nun schon – einst den Zugang über eine Rampe zu Gebäude 2100 flankierten, zu klären und zu dokumentieren. Hierzu wurden zunächst Vermessungspunkte gesetzt, um das Grabungsareale mit Messbildern dokumentieren zu können. Hierzu wurden 1600 Einzelmessbilder mit einer vom Freundeskreis des Museums finanzierten Photodrohne aufgenommen. Die Grabung ging daraufhin gut voran. Das untersuchte Areal misst 20 x 30 Meter und wurde während mehrerer Wochen Grabungsarbeit bereits um über 2,50 Meter abgetieft. Die dabei gemachten Funde wie z.B. Keramik, Kleinfunde, Putzreste, Architekturblöcke, Statuenfragmente etc. wurden dokumentiert, fotografiert, eingemessen und nivelliert, mit dem 3-D-Steifenlichscanner aufgenommen und in der Naga- Funddatenbank  katalogisiert.

Doch auch in Naga erreichten das Team die Nachrichten über die sich ausbreitende Corona-Pandemie und Frau Dr. Schoske traf die einzig richtige Entscheidung: die Grabung musste vorzeitig beendet werden. So kam Arnulf Schlüter gerade noch rechtzeitig vor den Flugbeschränkungen nach München zurück. Thomas Bauer musste nur kurz darauf bereits einen Umweg über Adis Abeba machen. Karla Kröper und Christian Perzlmeier, die es übernommen hatten, die Grabungsfläche zu schließen, das Grabungshaus „dicht zu machen“, die Autos abzustellen etc. wurden dann voll von den Grenzschließungen und dem Aussetzen der Flugverbindungen getroffen. Über die Stationen Naga, Khartum, Adis Abeba, Dubai, Maskat, München und Berlin, sind aber auch sie mittlerweile heil nach Hause zurückgekehrt. Natürlich werden wir die Grabungen fortsetzen, wenn es die Situation zulässt – hoffen wir, dass das bereits im Herbst dieses Jahres möglich ist.