Die formale Struktur und die Ikonographie von Skulptur und Relief bilden das von Tradition geprägte Rahmenwerk für die Stilistik eines altägyptischen Kunstwerks. Im Stil artikuliert sich die zeitspezifische Kreativität des Künstlers ebenso wie die Individualität des Auftraggebers. Stilkritische Fragestellungen sind eine wichtige Voraussetzung für die Datierung eines Werkes, die auch die Entlarvung von Fälschungen erlauben.
„KUNST UND FORM“
Die Auswahl der Statuen im ersten Raum folgt den Prinzipien einer kunsthistorischen Beschreibung einer Skulptur, da die Rundplastik im alten Ägypten das wichtigste Medium künstlerischen Schaffens bildet, An deren Anfang steht der formale Aufbau, also die Benennung der verschiedenen Statuentypen, dann deren Ikonographie und schließlich die Details der stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten.
ARCHITEKTUR
Nach dem eher niedrig und dunkel gehaltenen Eingangsfoyer betritt der Besucher den Bereich der Dauerausstellung, in die er über eine lange Rampe hinabgeht – hinunterschreitet zum Licht. Denn entgegen der Erwartungshaltung empfängt ihn im ersten Ausstellungsraum keine ägyptische Finsternis, er taucht nicht ein in das geheimnisvolle Dunkel einer Gräberwelt, vielmehr öffnet sich eine hohe, tageslichtdurchflutete Halle, die ihre Helligkeit von einem langgestreckten Atrium erhält.
360° PANORAMA
360° PANORAMA
TYPISCH ÄGYPTISCH
In jedem Raum erläutert eine Medienstation dessen Inhalte. Die Texte sind in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Im Raum „Kunst und Form“ werden die verschiedenen Statuentypen vorgestellt und ihre Funktion erläutert, beginnend mit der Stand-Schreitfigur und der Sitzfigur, gefolgt von Würfelstatue, Hock-, Knie- und Schreiberfigur. Auch die Themen „Ikonographie“ und „Stilistik“ werden am Beispiel der ausgestellten Skulpturen erläutert.
SAMMLUNG
Schon als Kronprinz hatte Ludwig I. die lebensgroße Granitstatue des falkenköpfigen Gottes Horus 1814 in Rom für seine in Planung befindliche Glyptothek erworben: Den Räumen mit griechischen und römischen Kunstwerken sollte ein „Ägyptischer Saal“ vorangehen. Die Statue war 1636 in Rom entdeckt worden, wohin sie bereits von den Römern in der Antike zur Ausstattung eines Isis-Heiligtum gebracht worden war.
PORTALWAND
Eine 17 Meter hohe Portalwand, die vor dem langgestreckten Gebäude der Hochschule für Fernsehen und Film aufragt, markiert den Eingang zum Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst im Münchner Kunstareal. Eine breite Freitreppe führt hinunter zu den unterirdisch liegenden Ausstellungsräumen.
IKONOGRAPHIE
Die ikonographischen Details von Reliefs und Statuen liefern zahlreiche Informationen zur Identität der dargestellten Personen. Dazu zählen Hautfarbe und Kleidung, Frisuren und Perücken, Schmuck und Attribute, die Kriterien für Datierung und regionale Zuweisung der Dargestellten, für ihre berufliche Stellung und ihre soziale Stellung geben. Die Ikonographie von Göttern, ihre Attribute und ihr Kopfputz, ermöglichen ihre namentliche Benennung. Die Form des Bartes unterscheidet die Darstellung von König und Gott.
KONZEPT
Der Name des Hauses - Museum Ägyptischer Kunst – verweist auf sein inhaltliches Konzept. Zwar zeigen die meisten ägyptischen Museen und Sammlungen Kunstwerke des alten Ägypten, doch die Präsentation der ägyptischen Kunst und die Auseinandersetzung mit ihr sind ein weltweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal des Münchner Museums.
Ein weiteres Spezifikum dieses Museums ist seine inhaltliche Gliederung. Der Rundgang ist nicht chronologisch geordnet, sondern thematisch. Jeder der 14 Räume ist, beginnend mit der Kunst, einem Thema der ägyptischen Kultur gewidmet, um deren Vielfalt eingehend darstellen zu können.