Ab der Spätzeit (1. Jtsd. v. Chr.) war die Verehrung von lebenden Tieren populärer Volkskult. Mehr und mehr Tiere wurden in eigenen Friedhöfen beigesetzt; in der griechisch-römischen Zeit steigerte sich dies zu Zehntausenden von Bestattungen am Hauptkultort der jeweiligen Gottheit. Die Tiere wurden mumifiziert in Binden gewickelt und wurden in Gefäßen oder kleinen Särgen aus Holz oder Bronze, auf die die jeweilige Tierfigur aufgesetzt war, bestattet oder aufwändig mit Masken aus Stuck oder Kartonage versehen.
GÖTTERWELT
Ein Sternenhimmel leuchtet auf den vier Feldern der Medienstation, die mit „Gestalt“, „Ort“, „Funktion“ und „Name“ überschrieben sind. Wo wird dieser Gott verehrt? Für welche Bereiche ist diese Göttin zuständig? Und welche Gestalt können die Götter annehmen? Ein Klick auf die Sterne zeigt die (manchmal verwirrend vielen) Möglichkeiten auf.
MEDIENGUIDE
Unser MedienGuide bietet auf einem Tablet Informationen zu rund 250 Objekten: zum einen klassische Audio-Module, oft mit einer Lesung altägyptischer Texte verbunden, aber auch visuelle Module mit Rekonstruktionen, Grabungsfotos und Erklärvideos. Darüber hinaus stehen Führungen zu verschiedenen Themen zur Wahl, etwa „Highlights des Museums“ – auch in einer Version für Kinder und in englischer Sprache. Für Blinde gibt es ebenso eine Führung wie auch für gehörlose Besucher.
„RELIGION“
Der ägyptische Gottesbegriff wurde nie endgültig fixiert, sondern wurde stetig differenziert und erweitert. Die vielen Gestalten, die einem einzigen Gottesnamen zugeordnet werden können, sind Ausdruck der Vielschichtigkeit der Gotteserfahrung, die in einer einzigen Erscheinungsform völlig unzureichend gefasst wäre. Letztendlich verkörpern alle Namen und Gestalten die Manifestation des Göttlichen.
KONZEPT
Das Thema „Religion“ im Medium der Ausstellung durch Objekte darzustellen, ist eine komplizierte Aufgabenstellung. Welche Informationen können altägyptische Originale vermitteln? Sicher keine Erklärung theologischer Konzepte, hierfür braucht es ausführliche Texte. Hingegen können Götterdarstellungen in Rundbild und Relief eine Vorstellung von der nahezu unendlichen Vielfalt der Erscheinungsformen des Göttlichen vermitteln und einige grundlegende Prinzipien der Ordnung im ägyptischen Pantheon erläutern.
SARGDEKORATION
Schon gegen Ende des Neuen Reiches werden Särge und Papyri an Stelle der Grabwände zu Bildträgern. Damit erlangt die Gattung der Malerei große Bedeutung. Die Bilder schildern jedoch nicht mehr das Alltagsleben der Handwerker und Bauern oder die Feste der vornehmen Ägypter, sondern das Geschehen im Jenseits. Sie illustrieren die Jenseitsführer wie Totenbuch oder Amduat und zeigen die Verstorbenen bei Opfer und Gebet vor den Göttern.
MUMIENPORTRÄT
Die in Ägypten lebenden Römer - oft Angehörige des Militärs - statteten ihre Mumien mit zweidimensionalen, auf Holz gemalten Porträts aus, die in die äußerste Umhüllung der Mumie mit eingewickelt wurden. Sie tragen porträthafte Züge und zeigen die Verstorbenen mit der Haar- und Barttracht sowie dem Schmuck ihrer Zeit.
SÄRGE
Die zentrale Stellung in der Ausstattung des Grabes nimmt der Sarg ein, der den Körper des Verstorbenen schützen soll. Form und Dekoration der Särge ändern sich mit der Zeit und spiegeln die Jenseitsvorstellungen der jeweiligen Epoche wider. In der 2. Zwischenzeit kommt der von nun an verbindliche Sargtyp auf, der menschengestaltige Sarg. Das Federmuster seiner Dekoration spielt auf die Himmelsgöttin Nut an, die den Verstorbenen in ihre geflügelten Arme schließt.
MUMIENTABU
Der Umgang mit Mumien muss sich an der Haltung der alten Ägypter zu den Verstorbenen orientieren. Nur die Leichname derjenigen werden bildlich dargestellt, denen ein ewiges Leben verwehrt bleibt: im Jenseitsgericht gescheiterte Sünder sowie politische und magische Feinde. Unter diesem Aspekt betrachtet ist die Zurschaustellung des Leichnams eines alten Ägypters gleichbedeutend mit dessen Verdammnis. Es sollte daher selbstverständlich sein, diese Scheu des alten Ägypters vor dem toten Körper zu respektieren.
REISE INS JENSEITS
Die obere Hälfte dieser Medienstation spielt im Diesseits und greift verschiedene Themen rund um die Bestattung auf: die Prozession zum Grab und das davor stattfindende Ritual der Mundöffnung, Architektur und Dekoration des Grabes in verschiedenen Epochen und die Gebräuche des Gedenkens an die Toten. Voraussetzung für das Leben im Jenseits ist die Mumifizierung, die ebenso wie der Tod einem Tabu unterliegt und kaum thematisiert wird. Einen breiten Raum hingegen nehmen die Reise ins Jenseits und das Jenseitsgericht ein als Voraussetzung für Paradies oder Hölle.
VERKLÄRUNG
Die Vision einer glückseligen Ewigkeit erzählt von der Überwindung der Trauer, an deren Stelle die Gewissheit paradiesischen Lebens tritt. Hieroglyphentexte und Götterbilder der bemalten Holzsärge schildern das Leben in der Gemeinschaft der Unsterblichen. Die Sargmasken, die lebendig wirkenden Stuckköpfe und Mumienporträts zeigen glückliche, zukunftsfrohe Gesichter: Diese positive, erwartungsfrohe Einstellung zum Jenseits gibt der altägyptischen Kunst, deren Werke zu einem großen Teil aus Gräbern stammen, eine heitere Harmonie.
GRABUNG
Das Team des Münchner Museums legte rund 3500 Bestattungen eines antiken Friedhofes bei Minshat Abu Omar, einem Dorf im Ostdelta, frei. 3100 Gräber stammen aus der römischen Zeit, 400 aus der späten Vorgeschichte. In dieser Epoche gibt es neben einfachen Sandgruben auch mit Mattern oder Nilschlamm ausgekleidete rechteckige Gruben sowie Kammergräber mit einer Auskleidung von Ziegeln.
SCHEINTÜR
Die Hauptkultstelle der Gräber des Alten Reiches war die so genannte Scheintür - eine Modelltür en miniature, die die Idee vom Grab als Wohnhaus des Verstorbenen im Relief umsetzt. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Diesseits und Jenseits, hier kann die Seele des Verstorbenen das Grab verlassen und betreten. Opferbecken für Speise- und Trankopfer an die Verstorbenen wurden daher direkt vor der Scheintür aufgestellt.
SAMMLUNG
Viele Museen konnten früher über Fundteilungen mit der Ägyptischen Altertümerverwaltung ganz legal Objekte aus ihren Grabungen erwerben – so der Louvre, das British Museum und das Ägyptische Museum Berlin. Erst 1978 steigt das Münchner Museum in die Feldforschung ein: Zehn Jahre habe ich dann eine Grabung im Nildelta geleitet. Von den zahlreichen Funden erhielt München rund 600 Objekte in zwei Fundteilungen – sie waren die letzten überhaupt, denn 1985 setzte ein neues Altertümergesetz den Fundteilungen ein Ende.
„JENSEITSGLAUBE“
Der in der Religion Altägyptens tief verwurzelte Glaube an die Überwindung des Todes, an die Auferstehung und an ein jenseitiges Leben ist mit Begriffen wie Totenglaube und Totenkult völlig unzutreffend beschrieben. In den Jenseitsführern steht die Sonne als Inbegriff des ewigen Kreislaufs des Lebens im Mittelpunkt. Auf dem Weg zum ewigen Leben durchquert der Verstorbene die von der Nachtsonne erhellte Unterwelt und wird mit dem Sonnenaufgang neu geboren. Nicht ein finsteres Totenreich erwartet ihn, sondern das Gefilde der Seligen unter der ewig strahlenden Sonne.