Architektur

Der Neubau des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst

Mit der Schlüsselübergabe für das neue Gebäude erfüllte sich ein jahrzehntelanger Traum: Der Standort des Museums im Hofgartentrakt der Münchner Residenz war seit der Eröffnung 1970 als Provisorium gedacht gewesen. So schön die Räume für sich betrachtet sein mögen: Das Fehlen jeglicher Infrastruktur wie Vortragsraum, Shop, Garderobe, Räume für Museumspädagogik und Sonderausstellungen, Barrierefreiheit, wie sie heute für jeden Museumsbetrieb unerlässlich ist, hat sich mit den steigenden Besucherzahlen in den vergangenen Jahren mehr und mehr negativ ausgewirkt. Auch waren die Museumsräume wegen Neuerwerbungen und Schenkungen viel zu klein geworden, die konservatorischen Bedingungen genügten dem Anspruch der empfindlichen Exponate nicht mehr. Auch die beiden Standorte – Ausstellungsräume in der Residenz, Verwaltung, Werkstätten und Depots in der Meiserstraße (heute Katharina-von-Bora-Straße) – erwiesen sich als zeitraubend und Kosten verursachend.

Eingang Portalwand© SMÄK, M. Franke
Portal des Museums in der Gabelsbergerstraße
Außenansicht Portalwand Museumseingang© SMÄK, M. Franke
Museum mit Technischer Universität im Hintergrund

Mit dem Neubau erhielt das Ägyptische Museum nicht nur ein neues Gebäude, das technisch und funktional alle Anforderungen an einen Museumsbau erfüllt, werden nicht nur erstmals alle Funktionen unter einem Dach vereint – darüber hinaus kann es künftig ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen: Es erhält außerhalb Ägyptens den einzigen Museumsbau weltweit, der ausschließlich altägyptischen Exponaten gewidmet ist. Der neue Standort im Zentrum des Kunstareals, zwischen den Pinakotheken und der Antike am Königsplatz, gibt Altägypten auch räumlich den adäquaten Platz als integralen Bestandteil der Weltkunst.

Architekturmodell des Neubaus, Vorderseite© P. Böhm
Architekturmodell des Neubaus, Vorderseite
Architekturmodell des Neubaus, Rückseite© P. Böhm
Architekturmodell des Neubaus, Rückseite

So hatten bereits in den späten 70-er Jahren unter dem damaligen Direktor Dietrich Wildung Überlegungen zu einem Neubau begonnen, die zehn Jahre später zu einem ersten, wenn auch noch folgenlosen städtebaulichen Ideenwettbewerb geführt haben. In der folgenden Zeit wurden dann immer wieder bestehende Gebäude für eine Umwidmung in Betracht gezogen, ohne dass dies zu einem überzeugenden Resultat geführt hätte.

Dieser besonderen Situation entspricht die Architektur: Die Ausstellungsräume liegen unter der Freifläche vor der Filmhochschule komplett unterirdisch. Was vordergründig die Vorstellung vom alten Ägypten zu bestätigen scheint, erweist sich beim Eintritt als „Hinuntersteigen zum Licht“: Über eine breite Freitreppe und eine noch tiefer hinabführende Rampe betritt der Besucher große, kirchenschiffähnliche Räume, die von einem versenkten Atrium Tageslicht erhalten. Im weiteren Fortgang wechseln sich hohe, weite Hallen mit intimeren kleinen Räumen ab, gewähren Durchblicke die Sicht auf herausgehobene Exponate. An keiner Stelle ist die Architektur vordergründig ägyptisierend – und doch werden im Besucher Assoziationen an Tempelräume und Königsgräber lebendig.

Blick in das Atrium des Museums© SMÄK, M. Franke
Atrium
Raum Kunst und Zeit ohne Objekte© SMÄK, M. Franke
Raum Kunst und Zeit vor Eröffnung
Eingangstreppe© SMÄK, M. Franke
Eingangstreppe
Blick in Raum Kunst und Form ohne Objekte© SMÄK, M. Franke
Raum Kunst und Form vor Eröffnung

Dieser Architektur, von Peter Böhm in enger Abstimmung mit dem Museum entworfen, entspricht eine neuartige Konzeption der Dauerausstellung, die sich nicht mehr an chronologischen Vorgaben, sondern an Themen orientiert. Mit rund 1800 qm steht nun mehr als dreimal so viel Platz zur Verfügung wie am vorherigen Standort – zuzüglich eines Raumes für Sonderausstellungen.