Von April 2011 bis Januar 2012 fand die Sonderausstellung in München und Berlin beim Publikum und in der Fachwelt sehr große Beachtung. Sie hat einen wichtigen Beitrag geleistet, die traditionelle Definition des Altertums um die historische und regionale Komponente des antiken Sudan zu erweitern. Die Begegnung mit den Originalwerken einer kaum bekannten Kultur, die die Brücke zwischen Afrika und der Welt des Mittelmeers schlägt, hat großes Erstaunen ausgelöst. In über einhundert Führungen hat das Naga-Team authentisch von der Grabung und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen berichtet. Zusammen mit ihrer Begleitpublikation bildet die Ausstellung einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur vollen Integrierung der Sudan-Archäologie in den Kanon der Geisteswissenschaften und der Kulturgeschichte der Antike.
Auch die Begleitpublikation trug dazu bei, den antiken Sudan in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit als eine feste Größe der Kunst des Altertums zu verankern
Bei der Finissage am 15. Januar 2012 in Berlin betonte der Botschafter der Republik Sudan, S. E. Dr. Baha' Eddin Hanafi, die Bedeutung der Ausstellung und der Archäologie für die historische und kulturelle Identität seines Landes und für die Wahrnehmung des Sudan als eine der ältesten Kulturen der Menschheit. Er drückte die Hoffnung aus, dass es bald gelingen möge, das Naga Museum von David Chipperfield zu errichten und damit einen Fokus der Geschichte seines Landes zu schaffen.
Das Naga-Team dankt unseren Kollegen der National Corporation for Antiquities and Museum in Khartoumfür die großzügigen Leihgaben und dem Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin, der einen wesentlichen Teil der Kosten des Ausstellungsprojekts übernommen hat.
Karla Kroeper, Dietrich Wildung
Die Internet-Bildershow zur Naga-Ausstellung zeigt bildschirmfüllend Fotos von Ausgrabungs-Orten und Objekten.
Zur Atmosphäre des Ortes:
“Der Weg vom Niltal nach Naga, 150km nördlich von Khartum, ist schon ein ganz wesentlicher Bestandteil der besonderen Atmospäre dieses Ortes. Wir verlassen gewissermaßen die Gegenwart und tauchen ein in eine unberührte Naturlandschaft …
Ein besonderer Aspekt von Naga liegt darin, dass inmitten der zweitausend Jahre alten antiken Stadt eine Wasserstelle liegt, zu der Tag für Tag von morgens bis abends die Nomaden ihre Tierherden treiben, und diese Integration von neolithischer Lebensweise der Nomaden einerseits, der antiken Denkmäler und der unberührten Naturlandschaft, das ist etwas, was wir erhalten wollen.”
Zur archäologischen Bedeutung:
“Einerseits bestand und besteht unsere Arbeit darin, die über 2000 Jahre aufrecht stehengebliebenen Tempel zu dokumentieren: ihre Architektur, ihre Inschriften, ihre Reliefs. Zum Anderen aber finden wir eine Fülle von Bauwerken, die völlig verschüttet sind, die kaum Spuren an der Oberfläche hinterlassen haben, und das ist natürlich für den Ausgräber etwas besonderes Interessantes, wenn er – wie in dem kleinen Tempel neben dem Amun-Tempel – nicht weniger als eintausendfünfhundert mit Reliefs und Inschriften versehene Blöcke findet, die die Welt bisher nicht kannte.”
Zur politischen Bedeutung:
“Neben der rein wissenschaftlichen Fragestellung ist es für uns auch wichtig und überaus reizvoll, dem Sudan, dem modernen Sudan, einen Teil seiner Geschichte bewusst zu machen, also zum kulturellen und historischen Bewusstsein eines Landes beizutragen, das seine Identität sucht. Da wird unsere archäologische Arbeit sogar ein klein wenig politisch.”
Der 10-minütige Film ist vollständig in der Ausstellung zu sehen und für 4,95 Euro auf einer – als Postkarte versendbaren – Mini-DVD im Shop erhältlich. Eine Vertiefung bietet der ebenfalls dort erhältliche Katalog.
„Im Namen Gottes, des Allmächtigen, des Allerfahrenen“, so begann S.E. Mohamed Abu Zeid Mustafa, Minister für Altertümer, Tourismus und Naturschutz des Sudan sein Grußwort bei der Ausstellungseröffnung im Kaisersaal der Münchner Residenz. Seine in arabischer Sprache gehaltene Rede wurde – wie auch die Worte der nachfolgenden Redner – von Dr. Werner Daum, Botschafter a.D. der Bundeserepublik Deutschland im Sudan, simultan übersetzt, was der Veranstaltung eine ganz besondere Atmosphäre verlieh.
Mehr als 500 Gäste waren der Einladung des Museums am Freitagabend des 15. Aprils gefolgt und nahmen teil an einer Veranstaltung, bei der die Redner nicht nur die Inhalte der Ausstellung vorstellten und die bei einem solchen Anlaß üblichen Danksagungen austauschten, sondern auch deutlich machten, welch wichtige Rolle die Archäologie im politischen Kontext der Völkerverständigung einnehmen und welchen Beitrag sie auch in aktuellen Diskussionen zu liefern imstande ist. Den Video-Mitschnitt der Reden können Sie hier über die Museums-Website nachverfolgen.
Die eigentliche Eröffnung der Ausstellung erfolgte durch Staatsminister a.D. Dr. Otto Wiesheu, der hier in seiner Funktion als Präsident der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft auftrat. Veronika Ponzer (Harfe) und Christoph Bachhuber (Flöte) umrahmten die Eröffnung musikalisch.
Bereits am Vormittag hatte Dr. Wolfgang Heubisch, Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst die sudanesische Delegation und weitere Gäste im Rahmen einer Vorbesichtigung, zu der auch die Presse geladen war, begrüßt. Dem Ausstellungsrundgang hatte sich ein Essen im Vierschimmelsaal der Münchner Residenz für die ausländischen Gäste angeschlossen.
Zur Vorbereitung der Naga-Ausstellung wurde im März der komplette erste Teil des Museums in einer Großaktion leergeräumt. Auch Objekte, die seit Anfang der 70er Jahre in der Residenz ausgestellt waren und das Haus nie verlassen hatten, wurden abgebaut wie etwa das Schlachtungsrelief des Alten Reiches und die memphitische Grabwand aus der 18. Dynastie. Sie werden auch nicht mehr an ihren alten Standort zurückkehren: Einige der Objekte müssen vor der Einbringung ins neue Haus restauriert werden, andere neu gesockelt.
Um den Besuchern trotzdem bis zur Eröffnung des Neubaus die Highlights der Sammlung zeigen zu können, wurde auch Teil II des Museums komplett neu gestaltet: Die Doppelstatue des Niuserre, die Kniefigur des Senenmut, das Gesichtsfragment des Echnaton, die Königsbildnisse des Mittleren Reiches, sie alle haben einen neuen Platz gefunden und sind, wenn auch in gedrängter Aufstellung, im östlichen Gang und im anschließenden Sonderausstellungsraum zu sehen. Hier werden in den kommenden Monaten immer wieder, je nach Fortgang der Arbeiten, Stücke ausgewechselt werden.
Derzeit konzentriert sich diese neue Aufstellung auf die Rundplastik und das Königtum, unverändert geblieben ist die Präsentation der Objekte zum Thema „Jenseitsglauben“. Für diesen Teil wurde auch die Audioführung zur Dauerausstellung neu zusammengestellt und wird ab dem 16. April wieder verfügbar sein. Sie können dann aus rund 4 ½ Stunden Audioführung auswählen, die bereits im Eintrittspreis enthalten ist.